Die Unschärferelation der Liebe

29.06.2023

Den Satz kennen wir wohl alle: „Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen.“ Genau das beweist die melancholische Komödie DIE UNSCHÄRFERELATION DER LIEBE von Lars Kraume. Doch diesmal geht es ausnahmsweise nicht um eines der unsterblichen Zitate von Loriot. Der Film basiert auf dem Theaterstück „Heisenberg“ von Simon Stephens. Grundlage ist eine physikalische Theorie von Werner Heisenberg, die besagt, dass man Ort und Impuls eines Teilchens nicht gleichzeitig genau bestimmen kann.

Alexander (Burghart Klaußner) ist ein Metzger kurz vor der Rente, dessen Geschäft, das er im Ein-Mann-Betrieb leitet, kurz vor der Pleite steht. Obwohl er zusätzlich einen Imbiss im Laden anbietet, kommt kaum noch Kundschaft. Eigentlich ist der Eigenbrötler ein verkappter Intellektueller, der ständig Musik aller Richtungen hört. Wir lernen ihn in einem Berliner Bus kennen, wo er mit Kopfhörer dem Ungarischen Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms lauscht. Als er an der Bushaltestelle auf den Anschluss wartet, erhält er plötzlich einen Kuss in den Nacken.

Völlig entgeistert dreht er sich um. Neben steht die deutlich jüngere Greta (Caroline Peters), die ihn mit einem minutenlangen Wortschwall verbal regelrecht „erschlägt“. Soviel wird klar: Offenbar habe sie ihn mit ihrem Mann verwechselt. Doch Alexander glaubt ihr kein Wort. In Panik rennt er in die nächste U-Bahn-Haltestelle, um dieser Furie zu entfliehen. Doch sie bleibt hartnäckig – und steht am nächsten Tag in seinem Laden. Bald wird klar: Greta ist eine notorische Lügnerin, denn keine ihrer Geschichten stimmt. Sie arbeitet als Schulsekretärin und ist natürlich nicht verheiratet.

Greta lässt nicht locker. Irgendwann landen beide im Bett – und Alexander weiß nicht, was mit ihm geschieht. Das alles wächst ihm über den Kopf. Und dann bittet Greta ihn auch noch um 15 000 Euro – sein Laden gäbe das her. Sie will ihren verloren geglaubten Sohn in den USA besuchen. Hat Greta Alexander nur schnöde abgezockt? Doch das Wunder geschieht: An Ende stehen beide in Jersey City und schauen über den Hudson River auf die Skyline von Manhattan…

Mann und Frau wie Hund und Katze! Hier passt nichts zusammen. Und doch glauben beide am Ende an einen Neuanfang. Caroline Peters und Burghart Klaußner haben das Stück bereits am Düsseldorfer Schauspielhaus erfolgreich gemeinsam aufgeführt. Regisseur Lars Kraume versucht in seiner Kinoversion gar nicht erst, den Theater-Charakter von DIE UNSCHÄRFERELATION DER LIEBE zu verleugnen. Hier lebt alles vom Dialog. Besser gesagt: Monolog! Alexander redet kaum, Greta ständig! So viel ist sicher: Am Ende des Jahres wird diese Komödie wohl der geschwätzigste Film des Jahres sein.

Eine persönliche Bemerkung: Niemand darf mir Frauenfeindlichkeit vorwerfen. Aber es gibt halt Männer, die mit diesem exaltierten Frauentyp nicht klar kommen. Auch ich gehöre leider dazu. Greta sabbelt den armen Alexander in Grund und Boden – und mir tut er unendlich leid. Aber wie Burghart Klaußner diese einsame Seele spielt, die über sich hinauswächst, ist schlichtweg grandios. Und Caroline Peters ist mit ihrem Wortschwall ohne Punkt und Komma eine Nummer für sich. Zwei großartige Schauspieler! Aber eben nur Theater statt Kino!

Trailer

ab6

Originaltitel

Die Unschärferelation der Liebe (Deutschland 2023)

Länge

92 Minuten

Genre

Komödie / Drama / Romanze

Regie

Lars Kraume

Drehbuch

Lars Kraume, Dorothee Schön

Darsteller

Caroline Peters, Burghart Klausner

Verleih

X Verleih AG

Filmwebsite

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