Der Lehrer, der uns das Meer versprach

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Dieses dunkelste Kapitel der spanischen Geschichte lässt die einheimischen Regisseur*innen immer noch nicht zur Ruhe kommen: die erst nach langer Zeit entdeckten Massengräber, in denen die Opfer des Franco-Regimes verscharrt worden waren. Pedro Almodóvar hatte dieses Thema in „Parallele Mütter“ (2021) aufgegriffen, jetzt steht es im Zentrum des erschütternden Dramas DER LEHRER, DER UNS DAS MEER VERSPRACH von Patricia Font.

Der Film erzählt die wahre Geschichte von Antoni Benaiges (Enric Auquer), einem Lehrer aus dem katalanischen Tarragona. Benaiges übernahm im Jahr 1936, kurz vor Beginn des spanischen Bürgerkriegs, eine Stelle an der Schule von Bañuelos de Bureba, einem kleinen Dorf in der ostspanischen Provinz Burgos.

2010: Als Ariadna (Laia Costa, bekannt geworden mit ihrer Hauptrolle im deutschen One-Shot-Klassiker „Victoria“) ihren Großvater im Pflegeheim besucht, erfährt sie, dass dieser verzweifelt nach den sterblichen Überresten seines Vaters sucht, der seit Beginn des Bürgerkriegs verschollen ist. Sie reist daher nach Burgos, wo unter der Leitung der Archäologin Laura (Alba Guilera) ein Massengrab erforscht wird. Dort lernt sie die Geschichte von Antoni Benaiges kennen, der der Lehrer ihres Großvaters war.

Als Antoni im winzigen Dorf ankommt, fühlt er sich zunächst als Fremdkörper. Doch dank seiner fortschrittlichen, antiautoritären Unterrichtsmethoden baut er schnell eine vertrauensvolle Beziehung zu seiner Klasse auf. Aber der freundschaftliche Umgang mit den Kindern wird von Eltern und Dorfvorstehern argwöhnisch beobachtet. Antoni entdeckt eine funktionierende Druckerpresse und gibt mit seinen Schülern eine von allen geplante, gezeichnete und geschriebene Zeitung heraus. Und dann verspricht er ihnen, in den Sommerferien gemeinsam ans Meer zu fahren, das die Kinder noch nie gesehen haben. Doch dazu kommt es nicht – der Bürgerkrieg bricht aus. Und den neuen Machthabern ist der antiautoritäre Lehrer ein Dorn im Auge…

Geschickt verzahnt Regisseurin Patricia Font die beiden Zeitebenen, die sich gegenseitig kommentieren. Diese kleine Geschichte ist tief traurig und gleichzeitig unglaublich zu Herzen gehend. Wir erleben einen mutigen Mann und die wenigen Glücksmomente seiner Schutzbefohlenen. Die Liebe der Kinder zu ihrem Lehrer ist immer spürbar. Doch die mörderischen Falangisten kennen kein Erbarmen.

Ein böser Film! Ein zutiefst menschlicher Film! Ein wichtiger Film!