John Cranko (1927-1973) gilt als einer der bedeutendsten Choreografen der Tanzgeschichte – als ein Mann voller Visionen. Überall in der Welt wird er noch heute als Schöpfer des „Stuttgarter Ballettwunders“ gefeiert. Der deutsche Regisseur Joachim A. Lang – vor wenigen Monaten lief sein Film „Führer und Verführer“ in unseren Kinos – hat jetzt mit CRANKO ein opulentes Biopic über das Leben des in Südafrika geborenen Tanzmeisters gedreht, das die ganze Faszination dieser Kunstform zeigt. Ein Fest für Augen und Ohren! Die bravouröse Titelrolle spielt übrigens der in Berlin lebende Brite Sam Riley, Ehemann der Schauspielerin Alexandra Maria Lara.
Stuttgart, 1960: Als John Cranko aus London kommend auf dem Flughafen landet, ahnt er nicht, dass dieser Moment sein Leben verändern wird. Eigentlich ist er nur für ein Gastspiel in die beschauliche schwäbische Metropole gereist, doch in Großbritannien hält ihn nichts mehr: Aufgrund seiner Homosexualität musste er seit Jahren zahlreiche Demütigungen und sogar ein Arbeitsverbot ertragen. Als ihm Generalintendant Walter Erich Schäfer (Hanns Zischler) den Job als Stuttgarter Ballettdirektor anbietet, greift Cranko sofort zu. Bei der Zusammenstellung seiner Compagnie gibt ihm Schäfer völlig freie Hand. Und so zieht Cranko jede Menge Weltstars an Land – mit der Brasilianerin Marcia Haydée im Zentrum.
John Crankos unkonventioneller Lebensstil inmitten von Drogen, Alkohol und ausschweifender Sexeskapaden stört im scheinbar spießigen Stuttgart niemand. Trotz privater Rückschläge und tiefer Krisen schafft er es immer wieder, dem begeisterten Publikum unvergessliche Ballett-Abende zu bescheren. Allmählich wird die Welt aufmerksam – und auch New York lädt das Ensemble zu einem triumphalen Gastspiel ein. Am 26. Juni 1973 bricht Cranko beim Rückflug in der Kabine zusammen und stirbt nach einer Notlandung in Dublin.
Regisseur Joachim A. Lang hatte das Glück, dass die heutigen Stuttgarter Ballett-Stars Elisa Badenes (als Marcia Haydée), Rocio Aleman, Jason Reilly, Friedemann Vogel, Henrik Erikson und Martí Paixà (als Richard Cragun) in den vielen Tanzeinlagen ihre Vorbilder von damals verkörpern. Ballett at it’s best – auch für vermeintliche Kunstbanausen!
Mit ausgeklügelten und raffiniert kreisenden Kamerabewegungen sowie irritierenden Nahaufnahmen fängt Philipp Sichler die komplexen Choreografien mustergültig ein – als Zuschauer fühlt man sich dabei ständig mitten unter den Tänzerinnen und Tänzern. Kino für die Sinne!
P. S. Im Finale zollt Regisseur Joachim A. Lang unübersehbar seinem großen Kollegen Steven Spielberg Respekt: Wie in der Schlusssequenz von „Schindlers Liste“ verbeugen sich die Schauspieler und (noch lebenden) realen Figuren Hand in Hand am Grab von Schindler beziehungsweise Cranko. Ein würdiges Ende!
Cranko (Deutschland 2023)
133 Minuten
Biographie / Drama
Joachim A. Lang
Joachim A. Lang
Sam Riley, Max Schimmelpfennig, Hanns Zischler, Lucas Gregorowicz, Louis Nitsche, Marcus Calvin, Sascha Göppel, Stefan Weinert, Elisa Badenes, Jason Reilly, Martí Paixà, Rocio Aleman, Friedemann Vogel, Henrik Erikson
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