Jedes Kind kennt Bambi – doch wissen auch alle, dass das niedliche Tier nicht etwa ein weibliches Rehkitz, sondern ein kleiner Rehbock ist? So hatte ihn der österreichische Schriftsteller Felix Salten in seinem Bestsellerroman von 1922 beschrieben. Daraus machte Walt Disney dann 1942 den unsterblichen Animationsfilm „Bambi“. Unter dem Originalromantitel kommt jetzt BAMBI – EINE LEBENSGESCHICHTE AUS DEM WALDE des französischen Regisseurs Michel Fessler als Realverfilmung in unsere Kinos. Wie dürfen staunen!
Gerade französische Dokumentarfilmer sind dafür bekannt, wie einfühlsam sie mit echten Wildtieren vor der Kamera umgehen können. Anders als in Hollywood verzichten sie komplett auf Computereffekte – und genau das macht diese Filme so zauberhaft. Der bislang als Drehbuchautor bekannt gewordene Michel Fessler wählte für sein Langfilmregiedebüt zwar ein altes Thema – aber er zeigt uns in diesem visuellen Märchen eine Welt, die nie aussterben darf: BAMBI – EINE LEBENSGESCHICHTE AUS DEM WALDE ist eine Hymne auf die Schönheit der Natur!
Doch eines hat Fessler geändert: Aus Saltens Rehbock machte er ein männliches Rothirschkalb. Ich glaube, das ist zu verzeihen. Aber vor einer Sache muss ich jeden Erwachsenen, der mit seinem Kind ins Kino geht, warnen: Zielgruppe des Films sind die ganz Kleinen – und der verniedlichende Voice-over-Kommentar ist ganz auf diese Kinder abgestimmt. In der deutschen Fassung fungiert keine Geringere als Senta Berger als (pardon!) „Märchentante“. Ihre Art zu reden, ist in der Tat gewöhnungsbedürftig!
Bambis Vater ist der König des Waldes. Doch gleich nach der Geburt des Kleinen verlässt er Frau und Kind. So muss die Mutter Bambi allein großziehen. Neugierig und staunend entdeckt er die Wunder und Geheimnisse des Waldes und der Wiesen. Er freundet sich mit einer vorwitzigen Krähe, einem Wildkaninchen und einem Waschbär an. Eine Aspisviper (albern!) und ein Wolf bedrohen ihn – und er lernt die junge Hirschkuh Faline kennen und lieben. Dann stirbt seine Mutter bei einer Treibjagd. Als auch noch Faline spurlos verschwindet, ist Bambi ganz auf sich allein gestellt…
Biologen werden bemängeln, dass im Kommentar aus einem Wildkaninchen ein „Häschen“ wird und dass eine zwar giftige, aber nur halbmetergroße Aspisviper nie ein Hirschkalb angreift, sondern eher im Gebüsch verschwindet. Doch für Kinder ist diese Szene natürlich unglaublich aufregend – und toll inszeniert.
So bleiben am Ende die traumhaft schönen Bilder der Kameramänner Daniel Meyer und Patrick Wack, wie sie eine unberührte Natur einfangen, die es hoffentlich noch lange gibt. Der Mensch kommt in diesem Film übrigens nur am Rande vor. Und das ist auch gut so!
Doch warum muss Senta Berger alles vermenschlichen und den Tieren ständig irgendwelche Dialogzeilen in den Mund legen? Und der Begriff „Liebe auf den ersten Blick“ bei Bambi und Feline ist nun wirklich fehl am Platz!
Bambi, L’histoire d’une vie dans les bois (Frankreich 2024)
77 Minuten
Abenteuer / Familie
Michel Fessler
Michel Fessler, nach dem Roman “Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde” von Felix Salten
Daniel Meyer, Patrick Wack,
Mylène Farmer
Senta Berger
SquareOne Entertainment GmbH