Trauzeugen

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Seit dem britischen Geniestreich „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ von 1994 wissen wir, was bei einem festlichen Ereignis so alles schief gehen kann. Doch in TRAUZEUGEN von Finn Christoph Stroeks und Lena May Graf misslingt nicht nur die Hochzeit, sondern auch der ganze Film! Eine Katastrophe!

Drehbuchautor Finn Christoph Stroeks hatte sich unerschrocken durch die Literatur- und Filmgeschichte im Bereich „Komödie“ gekämpft, um einen neuen Ansatz zu finden: Shakespeare, Hollywoods „Screwball-Comedies“ und eben auch der Klassiker „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“. Aus diesen Versatzstücken zimmerte er ein Drehbuch – und fand überraschenderweise sogar Geldgeber. Stroeks und seine Co-Regisseurin Lena May Graf präsentieren jetzt einen Film, der den Weg ins Kino gefunden hat. Doch um welchen Preis? Eintrittskarten kosten!

Der Frankfurter Scheidungsanwalt Jacob (Edin Hasanovic) ist nicht unbedingt der Star in seinem Fach. Seine Chefin, Frau Dr. Kober (Iris Berben), droht mit Rausschmiss. Doch er erhält noch einen letzten Auftrag: Er soll sich um die Scheidung von ihrer Frau (Antje Traue) kümmern. Divers ist in!

Jacob hatte sich bereit erklärt, Trauzeuge für seinen besten Freund Tobi (László Branko Breiding) und dessen hochschwangerer Braut Ruth (Cristina do Rego) zu sein. Als Tobi bei einem gemeinsamen Training in der Hallen-Kletterwand (ungesichert) abstürzt und sich das Bein bricht (Regiefehler des Jahres: Das ist in Deutschland nicht möglich!), muss Jacob die Hochzeitsvorbereitungen allein bestreiten: Location, Blumenschmuck, Hochzeitstorte, Musik. Einzige Hilfe ist Ruths beste Freundin, die Paartherapeutin Marie (Almila Bagriacik). Natürlich geht alles schief – Marie und Jacob sind wie Hund und Katze. Wer aber Shakespeares Komödien kennt, weiß: Da läuft doch was…

Gibt es ist Deutschland immer noch genug Geld, um ein so unsägliches Drehbuch zu verfilmen. Da werden lausige Witze über den Unterschied von Frankfurt/Main und Frankfurt/Oder gemacht, da muss Comedian Kurt Krömer einen tumben Bauern spielen, da fackelt Jacob mit Wunderkerzen und falsch eingesetztem Feuerwerk die Hochzeit ab. Uns bleibt wahrlich nichts erspart.

Wer hat hier versagt? Wer hat das Drehbuch nicht gelesen? Eine Zumutung!