Der Film der Woche

Top Gun: Maverick

26.05.2022

Die besten Fortsetzungen sind immer noch die, von denen wir nicht ahnten, dass wir sie brauchen würden, und die 36 Jahre später um die Ecke kommen. So wie der absolut fantastische Actioner TOP GUN: MAVERICK…

Seit mehr als 30 Jahren ist Pete „Maverick“ Mitchell (Tom Cruise) als furchtloser Top-Pilot für die US-Navy im Einsatz. Immer wieder setzt er sich als Testflieger den größten Gefahren aus, drückt sich jedoch um jegliche Beförderungen. Schließlich würde das bedeuten, dass er seine Dienste zukünftig auf dem Boden verrichten müsste – und das Fliegen lässt er sich von nichts und niemandem nehmen. Als er eine Gruppe von Top-Gun-Auszubildenden für eine streng geheime Mission trainieren soll, trifft er auf Lt. Bradley Bradshaw (Miles Teller), Spitzname „Rooster“, den Sohn von Mavericks verstorbenen Co-Piloten und Freund Nick „Goose“ Bradshaw. Jetzt ist der Moment gekommen, vor dem sich Maverick immer gedrückt hat: Er muss sich den Geistern der Vergangenheit stellen. Außerdem ist da ja noch die Sondermission, die den Teilnehmern so allerhand abverlangt…

Schon in den ersten Sekunden des Films wird die Nostalgiebombe gezündet: Diese Instrumentalfolge klingt so sehr nach der Musik der 1980er Jahre, dass man als Kind dieser Zeit sofort in Erinnerungen schwelgt. Schnell wird klar, um welchen Song es sich handelt: „Danger Zone“ von Kenny Loggins war bereits im ersten Teil zu hören. Und auch sonst gibt es viel „alte“ Musik zu hören, selbst der neue Titelsong „Hold My Hand“ von Lady Gaga (leider erst im Abspann zu hören) erinnert stark an DEN Song des ersten Teils: „Take My Breath Away“ von Berlin. Musikalisch gesehen passt TOP GUN: MAVERICK schon mal perfekt.

Aber auch sonst stimmt hier so ziemlich alles: Die Aufnahmen aus den Fliegern sind spektakulär – nicht dass wir von Tom Cruise etwas anderes erwartet hätten. Man mag ihn aufgrund seiner Scientology-Aktivitäten kritisieren, aber gutes Action-Kino hat er einfach drauf wie kaum ein anderer.

Konzentriert man sich einmal auf die restliche Optik des Films, kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass Regisseur Joseph Kosinski und Produzent Jerry Bruckheimer hier ganze Arbeit geleistet haben. Ob Kameraführung, Setting, Beleuchtung, Sound oder Schnitt – das ist alles nahezu perfekt, ohne dabei glattgebügelt oder gar künstlich zu wirken.

Natürlich erzählt TOP GUN: MAVERICK auch eine Geschichte – und die ist weitaus besser, als so manch andere Fortsetzung. Vielleicht braucht es einfach 36 Jahre, um eine Story zu erzählen, die es auch wert ist, auf der Leinwand gesehen zu werden. Das mag jetzt übertrieben klingen, aber wer das Original kennt und den neuen Film sieht, wird wissen, was ich damit meine.

Man mag sich selbstverständlich die Frage stellen, ob ein Testosteron getriebener Actionfilm überhaupt noch in unsere Zeit passt. Aber wenn man eine Geschichte in einer Jetpiloten-Umgebung spielen lässt, gehört das für meine Begriffe schon irgendwie dazu. TOP GUN: MAVERICK hat das aber durch viele Punkte relativiert. Allein die Tatsache, dass es hier unter den Besten der Besten auch Frauen gibt, und das zu keinem Zeitpunkt hinterfragt oder überhaupt zum Thema gemacht wird, zeugt davon. Sicherlich hätte man diesen Frauenfiguren dann im Endeffekt doch etwas mehr zutrauen können, aber das finde ich nicht wirklich störend. Denn Filme heute inklusiv und divers zu gestalten, bedeutet ja nicht, jegliche Hautfarbe, jedes Geschlecht und sämtliche Minderheiten perfekt ausgewogen in jedem einzelnen Film unterzubringen, sondern dafür zu sorgen, dass in der Gesamtheit der Filme ein gewisses Gleichgewicht herrscht. Und TOP GUN: MAVERICK hat dazu schon eine ganze Menge beizutragen.

Auch das Star-Aufgebot in TOP GUN: MAVERICK kann sich sehen lassen: Neben Tom Cruise und Miles Teller sind hier Jennifer Connelly und Jon Hamm zusehen, ganz zu schweigen von einem – wenn auch kurzem – Cameo von Val Kilmer, der im ersten Teil Cruises Nemesis gespielt hat. Bemerkenswert ist, dass der Film Kilmers eigenen Kampf gegen Kehlkopfkrebs aus dem echten Leben aufgreift. Das macht das Aufeinandertreffen der einst Verfeindeten, die inzwischen eine Freundschaft prägt, umso ergreifender.

Dass die Figurenzeichnung der jungen Elite-Piloten nicht wirklich tiefgründig ist, sei dem Film aber durchaus verziehen. Wir sprechen hier schließlich immer noch von einem Action-Blockbuster und nicht von einer Literaturverfilmung. Also schön die Füße stillhalten.

Als vor ein paar Jahren die Pläne für eine Fortsetzung durchsickerten, haben sich viele gefragt, ob man in der heutigen Zeit wirklich jeden Film irgendwie fortsetzen muss. Jetzt da TOP GUN: MAVERICK vorliegt, ist die Antwort klar: Ja, wenn man es so macht, wie in diesem Fall. Bravo!

Trailer

ab12

Originaltitel

Top Gun: Maverick (USA 2022)

Länge

131 Minuten

Genre

Action

Regie

Joseph Kosinski

Drehbuch

Peter Craig, Justin Marks

Darsteller

Tom Cruise, Miles Teller, Jennifer Connelly, Jon Hamm, Glen Powell, Lewis Pullman, Charles Parnell, Bashir Salahuddin, Monica Barbaro, Jay Ellis, Danny Ramirez, Greg Tarzan Davis with Ed Harris, Val Kilmer

Verleih

Paramount Pictures Germany GmbH

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