The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Was gibt es Schöneres, als jungen Menschen, die mit Musicals und Popmusik aufgewachsen sind, eine der großartigsten Opern der Kulturgeschichte im Kino näher zu bringen: „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart. In seinem Regiedebüt THE MAGIC FLUTE – DAS VERMÄCHTNIS DER ZAUBERFLÖTE wählt Florian Sigl einen ungewöhnlichen Weg: In einer Mischung aus geisterhaftem Internatsfilm im Stil von „Harry Potter“ und Fantasy-Abenteuer im Wüstensand lässt er professionelle Opernsänger und junge Schauspieler mit noch nicht ausgebildeten Stimmen gemeinsam vor der Kamera auftreten. Das ist beim ersten Höreindruck gewöhnungsbedürftig – doch irgendwann akzeptiert man diesem Ansatz.

Der 17-jährige Tim Walker (Jack Wolfe) ist stolz darauf, in der legendären Mozart International School aufgenommen worden zu sein. Bei der Zugfahrt lernt er Sophie (Niamh McCormack) kennen, die sich später als Tochter des strengen Schulleiters Dr. Longbow (F. Murray Abraham, der 1985 für seine Rolle als Salieri in „Amadeus“ einen Oscar erhielt) entpuppt. Das schlossähnliche Internat befindet sich übrigens auf einem Berggipfel im Salzburger Land.

Tims wertvollster Schatz ist eine kostbare Partitur der Mozart-Oper, die er von seinem Vater geerbt hat, der auch das Internat besucht und damals das Buch entwendet hatte. Nachts will er den zur Bibliothek gehörenden Band zurückstellen – doch plötzlich dreht sich die Bücherwand, und Tim landet in der Wüste. Dort muss er als Tamino die bekannten Abenteuer bestehen: den Kampf mit der gigantischen Schlange, die Rettung durch die drei Damen, die Auftritte von Papageno (Iwan Rheon), der Königin der Nacht (Sabine Devieilhe) und Sarastro (Morris Robinson). Und er lernt endlich die schöne Pamina (Asha Banks) kennen, in die sich Tamino verlieben soll. Doch Tim liebt bereits Sophie. Jeden Morgen erwacht er nach den überstandenen Abenteuern im Internat, ehe er in der kommenden Nacht in das Wüstenreich zurückkehrt.

An den orientalischen, farbenfrohen und spektakulären (auf Teneriffa gedrehten) Szenen erkennt man sofort den Mitproduzenten Roland Emmerich: Das ist klassisches Fantasy-Kino à la Hollywood. Hier sieht man auch das Geld der nicht ganz billigen Produktion.

Auch ich hatte im Vorfeld meine Zweifel: Kann diese bizarre Mischung funktionieren, kann Regisseur Florian Sigl dabei den Kitsch-Faktor vermeiden? Ja, es geht – und auch an die eher dünnen Musical-Stimmen der jungen Darsteller kann man sich gewöhnen. Wie oben gesagt: THE MAGIC FLUTE – DAS VERMÄCHTNIS DER ZAUBERFLÖTE ist ganz gezielt an ein junges Publikum gerichtet. Die echten Opernfans der älteren Generation werden für diesen Film wohl nicht ins Kino gehen. Sei’s drum!