Die goldenen Jahre

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Schweizerische Selbstverwirklichung kann sehr erhellend sein, aber doch bitte nicht so bräsig wie in DIE GOLDENEN JAHRE von Barbara Kulcsar. Diese Gesellschaftskomödie lief vor wenigen Wochen beim Filmfest Hamburg, und hatte dort – mit Verlaub – nichts zu suchen.

Bei einer feuchtfröhlichen Party wird der 65-jährige Peter (Stefan Kurt) in den Ruhestand verabschiedet. Seine Kinder Susanne (Isabelle Barth) und Julian (Martin Vischer) schenken ihm und seiner Frau Alice (Esther Gemsch) eine luxuriöse Mittelmeer-Kreuzfahrt, um die „goldenen Jahre“ zu genießen. Bei einer Bergwanderung mit ihrer besten Freundin Magalie (Elvira Plüss) muss Alice erleben, wie diese bei einem Herzinfarkt stirbt. Kurz vor ihrem Tod hatte sie etwas von einem Stapel geheimnisvoller Briefe geflüstert. Alice findet sie: Offenbar hatte Magalie in Südfrankreich 15 Jahre lang eine heimliche Affäre.

Kurz entschlossen überredet Peter seinen besten Freund Heinz (Ueli Jäggi), Magalies Witwer, mit auf die Kreuzfahrt zu kommen. Was Alice nicht besonders witzig findet. Eigentlich will sie ihre eingeschlafene Ehe wieder in Gang bringen und hat deshalb die Kreuzfahrt aus eigener Tasche bezahlt. Das Geschenk der Kinder war nur vorgetäuscht.

Bei einer Stadtbesichtigung in Marseille bleibt Alice kurzentschlossen an Land. Die Adresse von Magalies „Liebschaft“ entpuppt sich als Frauen-Kommune, in der Alice herzlich aufgenommen wird. Am Ende gründen Alice, Peter und Heinz eine Schweizer Alters-WG – ohne Sex.

Der Inhalt sagt schon alles: Das ist kein Spielfilm, sondern nur schlechtes Fernsehen. Hier wurden die guten Schauspieler regelrecht verheizt. Der Film wurde übrigens komplett auf Schweizerdeutsch und Französisch gedreht – davon ist in der deutschen Synchronfassung leider nichts übrig geblieben. Sehr schade!