The Dead Don’t Hurt

Autor: Michael Spangenberg

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Ein klassischer Western? Pustekuchen! Mit THE DEAD DON’T HURT hat Viggo Mortensen mal eben so ein ganzes Genre auf den Kopf gestellt – ohne viel Aufheben darum zu machen…

Als dem dänischen Einwanderer Holger Olsen (Viggo Mortensen) 1860 in San Francisco die emanzipierte Frankokanadierin Vivienne Le Coudy (Vicky Krieps) über den Weg läuft, ist es um beide geschehen. Sie verlieben sich und wollen sich in einem kleinen Ort in Nevada ein gemeinsames Leben aufbauen. Doch dann bricht der Krieg aus und Holger beschließt, sich freiwillig zu melden. Fortan ist sie gänzlich auf sich gestellt und muss sich alleine den Machtspielen des Bürgermeisters Rudolph Schiller (Danny Huston) und den aufdringlichen Avancen des Ranchers Weston Jeffries (Solly McLeod) stellen. Als Holger aus dem Krieg zurückkehrt, sind beide nicht mehr dieselben Personen und müssen sich erst einmal neu kennenlernen…

Dass THE DEAD DON’T HURT kein typischer Western ist, merkt man spätestens, wenn sich Viggo Mortensens Figur in den Krieg aufmacht. Jeder klassische Vertreter des Genres wäre ihm in den Krieg gefolgt und hätte ihn bei heroischen Taten in Szene gesetzt. Doch dieser Film bleibt bei seiner Hauptfigur, der von Vicky Krieps überzeugend gespielten Vivienne Le Coudy. Und das Gute dabei: Viggo Mortensen macht um diese Entscheidung kein großes Aufheben – dennoch dreht er damit ein ganzes Genre auf links.

Für THE DEAD DON’T HURT hat Viggo Mortensen bereits hinter der Kamera ganze Arbeit geleistet: Er schrieb das Drehbuch, führte die Regie und komponierte die Filmmusik. Dass er darin auch noch eine Rolle übernommen hat, war eigentlich nicht geplant. Doch als der ursprünglich vorgesehene Darsteller absagte und der Drehstart immer näher kam, schrieb Mortensen die Rolle ein wenig um, verpasste ihr einen dänischen Background und machte sie – zwangsweise – ein wenig älter. Und das auch nur nach Rücksprache mit seiner Hauptdarstellerin Vicky Krieps.

Als Bösewicht suchte sich Mortensen den auf den schottischen Orkney-Inseln geborenen Solly McLeod aus, der aber bereits im Alter von elf Jahren mit seinen Eltern nach London zog. Für seine Rolle musste McLeod erst einmal das Reiten lernen und dachte eingangs auch, dass ihm das ganz gut gelungen sei. Bis er dann am Set auf den Pferdetrainer traf. Was dann geschah, hat er mir im Interview (s.u.) verraten.

Für die Figur der Vivienne Le Coudy hat sich Mortensen übrigens an seiner Mutter orientiert, da auch sie eine selbstbewusste und couragierte Frau war. Auch in THE DEAD DON’T HURT steckt also etwas persönliches, genau wie in seiner ersten Regiearbeit „Falling„.

Wer im Film ganz genau hinschaut, der kann gleich zu Beginn ein kleines Easteregg entdecken. Zu sehen ist ein Ritter in einem Wald und das Schwert, das er trägt, stammt aus der „Herr der Ringe“-Trilogie. Kurz vor Drehbeginn war alles soweit vorhanden, ein Pferd, ein Kostüm, die Ritterrüstung, aber eben kein mittelalterliches Schwert. Als ihm die Vorschläge des Teams nicht gefielen, zeigte er ihnen ein Bild von dem Schwert, dass er in „Herr der Ringe“ getragen hat. Sofort kam die Frage auf, ob man nicht einfach genau dieses verwenden könne. Also rief er Peter Jackson an, und am Ende gab die Filmgesellschaft die Erlaubnis, es zu benutzen.

Mit THE DEAD DON’T HURT ist Viggo Mortensen ein eindrucksvoller Film gelungen, der das Western-Genre in einem neuen Licht erscheinen lässt – und das ohne die Protagonistin als wild um sich schießende Rächerin zu zeigen, wie es andere feministische Varianten getan haben. Und genau das ist es, was den Film so besonders macht.

Interviews

Beim Filmfest München hatte ich die Gelegenheit, mit Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler Viggo Mortensen über seine zweite Regiearbeit THE DEAD DON’T HURT zu sprechen.

Auch der Schauspieler Solly McLeod stand mir beim Filmfest München Rede und Antwort. Mit ihm konnte ich über seine seine Rolle des Bösewichts in THE DEAD DON’T HURT sprechen, aber auch über die schottischen Orkney Inseln, auf denen er aufgewachsen ist.

Trailer