Elvis

23.06.2022

Er war der größte Star des Rock’n’Roll, und mit ELVIS setzt ihm Regisseur Baz Luhrmann nun ein spektakuläres Denkmal, das sich zwar immer mal wieder ein wenig in sich selbst verliert, aber trotzdem zu jedem Zeitpunkt interessant und sehenswert bleibt.

Als der Rummelplatz-Manager Colonel Tom Parker (Tom Hanks) zum ersten Mal vom jungen Sänger Elvis Presley (Austin Butler) hört, wittert er seine große Chance. Elvis‘ Stimme ist zwar vom Rhythm & Blues geprägt, aber im Gegensatz zu anderen Künstlern ist er weiß – und das dürfte die US-amerikanische Bevölkerung polarisieren. Dass der junge Mann auf der Bühne eine atemberaubende Show abliefert, passt da perfekt ins Bild. Parker baut Elvis zum großen Star auf und ruft dabei prompt die Sittenwächter auf den Plan.

Zwei Jahre als Soldat in Deutschland sollen ihn lammfromm machen, so die Vorstellung. Doch dabei hat niemand mit der Widerspenstigkeit von Elvis gerechnet, der nicht viel vom familientauglichen Filmstar oder vorzeigbaren Bürger hält. Nach der Hochzeit mit Priscilla dauert es nicht lange, bis er gegen die strengen Regeln seines Managers verstößt. Doch der ist eh weniger an seinem Wohlergehen interessiert, sondern vielmehr an dem Geld, das er durch Elvis zu verdienen gedenkt – oder zu verlieren droht.

Wer die Filme des Regisseurs Baz Luhrmann kennt, der sollte wissen, worauf er sich bei ELVIS einlässt. Wie schon in seinen bisherigen Filmen „Romeo & Julia“ (1996), „Moulin Rouge“ (2001), „Australia“ (2008) oder „Der große Gatsby“ (2013) erkennbar, ist der Australier ein großer Fan des bombastischen, überbordenden Kinos. Wo andere Kollegen eher einen Gang zurückschalten würden, legt er noch eine Schippe drauf. Kein Wunder also, dass ELVIS in erster Linie optisch gesehen kräftig auf den Putz haut. Wen das nicht stört, der dürfte den Film in seiner vollen Gänze lieben.

Luhrmann wendet zudem einen cleveren Trick an: Er erzählt die Geschichte aus der Sicht von Colonel Tom Parker (Tom Hanks im Fatsuit), der schon immer mehr daran interessiert war, seine Spielschulden zu tilgen, als an der künstlerischen Integrität seines Schützlings. Das mag im ersten Moment verwunderlich sein, aber dadurch umschifft der Regisseur zwei Probleme. Zum einen widersetzt er sich dadurch dem konventionellen Biopic-Konstrukt, und zum anderen kann er so auf unschöne Punkte der Elvis-Biographie verzichten, wie beispielsweise seine Vorliebe für minderjährige Mädchen. Auch die psychischen und physischen Probleme zum Ende der Karriere streift der Film nur beiläufig, ohne ihnen den eigentlich notwendigen Respekt zu zollen. Das mag wohlwollend gemeint sein, aber für ein komplettes Bild eines Künstlers müsste das eigentlich dazu gehören.

ELVIS ist immer dann am besten, wenn Newcomer Austin Butler zeigen kann, was er drauf hat. Die Konzert-Szenen, die den größten Teil des Films ausmachen, sind wirklich eindrucksvoll inszeniert. Das kennen wir so von Luhrmann seit seinem ersten Film „Strictly Ballroom“ (1992) und wenn wir ehrlich sind ist es genau das, was wir an dem Regisseur so lieben.

Dass die einzelnen Stationen seines Lebens dann im Vergleich zu den Tanz- und Konzert-Szenen doch ein wenig generisch wirken, nehmen wir gerne in Kauf – schließlich stimmt am Ende das „Gesamtkunstwerk“. Und für die noch authentischere Biographie des Kings of Rock’n’Roll wird sich irgendwann sicherlich noch ein anderer Regisseur finden. Bis dahin erfreuen wir uns an diesem Werk.

Trailer

ab6

Originaltitel

Elvis (USA 2022)

Länge

159 Minuten

Genre

Biographie / Musik

Regie

Baz Luhrman

Drehbuch

Baz Luhrman, Sam Bromell, Craig Pearce, Jeremy Doner

Darsteller

Austin Butler, Tom Hanks, Olivia DeJonge, Helen Thomson, Richard Roxburgh, Luke Bracey, Natasha Bassett, David Wenham, Kelvin Harrison Jr., Xavier Samuel, Kodi Smit-McPhee, Dacre Montgomery, Leon Ford, Kate Mulvany, Gareth Davies, Charles Grounds, Josh McConville, Adam Dunn, Yola, Alton Mason, Gary Clark Jr., Shonka Dukureh

Verleih

Warner Bros. Entertainment GmbH

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