Smoke Sauna Sisterhood

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Manche Themen sind so bizarr, dass man sich fragt: Kann das funktionieren? So ein Fall ist der Dokumentarfilm SMOKE SAUNA SISTERHOOD der estnischen Regisseurin Anna Hints. Beim Sundance Film Festival wurde sie mit dem Preis für die Beste Regie in der Reihe „World Cinema Documentary“ ausgezeichnet.

In einer abgelegenen Hütte mitten im schneebedeckten Wald in der estnischen Provinz halten mehrere Frauen die alte Tradition der „Rauchsauna“ aufrecht, die von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt wurde.

Anders als in Finnland wird in Estland nackt gesaunt. So treffen sich mehrere Freundinnen in einem festgelegten Zeit-Rhythmus, um schwitzend über Gott und die Welt zu reden. Mit den Hüllen fallen die Tabus – und kein Thema bleibt unerwähnt: erste Liebschaften, sexuelle Übergriffe, unerträgliche Geburtsschmerzen. Zwischendurch wird sich im nahen See abgekühlt.

Tief im verwunschenen Wald entsteht eine magisch-mythische Aura, die Anna Hints kongenial abbildet. Nach den 89 Minuten haben wir alle diese Frauen in unser Herz geschlossen. In der doppelten Bedeutung des Wortes ist SMOKE SAUNA SISTERHOOD wahrlich „herzerwärmend“.

Eine echte Überraschung!