Wie geht ein ehemaliges Paar mit Tod und Trauer um? Davon handelt POISON – EINE LIEBESGESCHICHTE, dem Regiedebüt der Luxemburger Schauspielerin und TV-Moderatorin Désirée Nosbusch. Die Grundlage bildete das Zwei-Personen-Theaterstück „Gift – Eine Ehegeschichte“ der niederländischen Dramatikerin Lot Vekemans. Diesen Ursprung sieht man dem Film leider an.
Zehn Jahre, nachdem ihr Sohn bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, treffen der Schriftsteller Lucas (Tim Roth) und die Dozentin Edith (Trine Dyrholm) auf dem Friedhof der Gemeinde Vianden in Luxemburg wieder aufeinander. Wegen geplanter Umbauarbeiten auf dem Friedhof wollen sie über die Zukunft des Grabes reden. Kurz nach der Beerdigung hatte Lucas damals die Koffer gepackt und war wortlos abgehauen.
Jetzt lebt er in einer neuen Beziehung und ist extra aus Amsterdam angereist. Edith wohnt immer noch in Vianden und kommt mit dem Fahrrad zum idyllisch am Ufer der Our gelegenen Friedhof. Die Begrüßung ist eher unterkühlt, und die Begegnung reißt alte Wunden auf. Schnell wird klar, dass beide den Tod des Sohnes noch immer nicht verarbeitet haben. Die verbitterte Edith muss erkennen, dass Lucas mit der neuen Frau glücklich ist und diese zudem schwanger. Für Edith ein Schock!
Die beiden führen endlose Gespräche: im überdachten und verglasten Eingangsbereich des Friedhofs, auf der Toilette, im Regen am Grab, in der Kapelle und bei einem Spaziergang entlang der Our. Und immer wieder geht es um die Themen: Was ist damals genau passiert? Wer ist Schuld? Warum hast du mich verlassen?
Désirée Nosbusch hatte das Glück, zwei Weltstars und die geniale Kamerafrau Judith Kaufmann („Das Lehrerzimmer“) an ihrer Seite zu wissen. Mit ihrer poetischen Kamera fing Kaufmann die melancholische Landschaft Luxemburgs traumhaft schön ein. Und die beiden Schauspieler filmte sie immer wieder durch nasse Fensterscheiben – ein gelungener Verfremdungseffekt. Trine Dyrholm und Tim Roth sind eine Liga für sich – und das spürt man in jeder Sekunde. Désirée Nosbusch hielt die beiden aus guten Grund an der langen Leine – so waren, wie ich vermute, nicht viele Regieanweisungen nötig.
Übrigens: Was das Ganze besonders traurig und makaber macht: Bei den Dreharbeiten war der Sohn von Tim Roth schwer erkrankt und starb kurz danach. („Life imitates art.“) Um so stärker ist die Leistung des Hollywood-Stars („Pulp Fiction“) zu bewundern.
POISON – EINE LIEBESGESCHICHTE durchweht ein Hauch von Ingmar Bergman. Der Film hat aber auch zu viele trockene Theaterdialoge!
Poison (Luxemburg / Niederlande / Deutschland 2024)
89 Minuten
Drama
Désirée Nosbusch
Lot Vekemans
Judith Kaufmann
Trine Dyrholm, Tim Roth
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