Der Film der Woche

Knives Out – Mord ist Familiensache

02.01.2020

Harlan Thrombey (Christopher Plummer) ist tot! Und nicht nur das – der renommierte Krimiautor und Familienpatriarch wurde auf der Feier zu seinem 85. Geburtstag umgebracht. Doch natürlich wollen weder die versammelte exzentrische Verwandtschaft noch das treu ergebene Hauspersonal etwas gesehen haben. Ein Fall für Benoit Blanc (Daniel Craig)! Der lässig-elegante Detektiv beginnt seine Ermittlungen und während sich sämtliche anwesenden Gäste alles andere als kooperativ zeigen, spitzt sich die Lage zu und das Misstrauen untereinander wächst. Ein komplexes Netz aus Lügen, falschen Fährten und Ablenkungsmanövern muss durchkämmt werden, um die Wahrheit hinter Thrombeys vorzeitigem Tod zu enthüllen. 

Kritik

Hier stimmt einfach alles: Mit KNIVES OUT – MORD IST FAMILIENSACHE legt Regisseur Rian Johnson eine wahre Perle vor…

Mit diesem Film ist mir etwas ganz Besonderes passiert. Im Rahmen des BFI London Film Festivals durfte ich ihn bereits im Oktober in der britischen Hauptstadt sichten. Und wie es leider bei Filmfestivals die Regel ist, folgt irgendwann der Overkill und man nickt kurz mal im Kino ein. KNIVES OUT war so ein Film, auf den ich mich immens gefreut hatte, der dann aber nach einer viel zu kurzen Nacht gleich am frühen Morgen gezeigt wurde. Als der Abspann lief, war ich dann jedoch überrascht, hatte ich doch den Eindruck, die ganze Zeit wach geblieben zu sein. Ich kannte den entlarvten Mörder, konnte mich an alle relevanten Plottwists erinnern und war schwer begeistert. Fortan nervte ich alle meine Kollegen damit, diesen Film auf gar keinen Fall zu verpassen.

Im Dezember, kurz vor Weihnachten, war es dann soweit und die reguläre Pressevorführung stand bevor. Auch ich wollte meine Erinnerungen auffrischen und den Film unbedingt noch einmal sehen. Würde er auch bei einer Zweitsichtung so gut abschneiden? Nun, er tat es und wartete mit einer Überraschung auf. Als irgendwann die Auflösung kam und ich mich an die Vorführung im Londoner Odeon Luxe am Leicester Square erinnerte, war die Verwirrung groß, denn es waren noch nicht mehr als zwei Drittel der Laufzeit vergangen. Im Anschluss wartete der Film noch mit einem weiteren Twist auf, den ich seinerzeit offenbar doch verschlafen hatte. Schwupps stieg der Film noch ein weiteres Stückchen auf meiner Begeisterungsskala nach oben. Ich hatte es offenbar geschafft, so gezielt einzuschlafen, dass mir die zweite Wendung komplett entgangen war. So machte der Film zwar für mich komplett Sinn, durch diesen fehlenden Teil wirkte er aber noch um einiges cleverer. Touché!

Doch was ist denn nun das Besondere an KNIVES OUT? Nun, das sind in erster Linie die Darsteller und die Inszenierung. Johnson fährt hier ein wirkliches starkes Aufgebot an wunderbaren Schauspielern auf und entlarvt clever die Lügengeschichten der Protganonisten, in dem er ihren Aussagen gegenüber der Polizei einfach die Realität gegenüberstellt. Hinzu kommt ein opulent ausgestattetes Anwesen, bei dem schnell klar wird, warum keiner der Familienmitglieder freiwillig darauf verzichten möchte.

Und dann kommt Daniel Craig als Privatermittler Benoit Blanc ins Spiel und spielt, als wolle er uns mit jedem Satz zeigen, warum er kein Bond mehr sein möchte. Craig legt eine Spielfreude an den Tag, der uns als Zuschauer wünschen lässt, dass er fortan nur noch solche Rollen übernehmen möge. Ich persönlich kann gerne auf weitere Bond-Episoden verzichten, wenn ich dafür jedes Jahr einen neuen Benoit-Blanc-Fall serviert bekomme. Damit es dazu kommt, müssen wir uns jedoch erst einmal alle diesen ersten Fall anschauen. Haben wir da einen Deal?

Trailer

Im Rahmen der Berichterstattung
ab12

Originaltitel

Knives Out (USA 2019)

Länge

131 Minuten

Genre

Krimi / Komödie / Drama

Regie

Rian Johnson

Drehbuch

Rian Johnson

Darsteller

Daniel Craig, Chris Evans, Jamie Lee Curtis, Toni Collette, Don Johnson, Michael Shannon, Ana de Armas, Katherine Langford, LaKeith Stanfield, Jaeden Martell, Christopher Plummer

Verleih

Universum Film GmbH

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