From the World of John Wick: Ballerina

Autor: André Itjes

Musikexperte und Filmfreak. Sozialisiert mit modernen Klassikern wie „Alien“, „The Shining“, „Zurück in die Zukunft“ oder „Breakfast Club“, wurde schnell die leidenschaftliche Liebe zu Kino und Film geweckt - und ab Mitte der 90er auch zum Traumberuf gemacht. Von den Auteurs der Nouvelle Vague bis zur albtraumhaften Atmosphäre eines David Lynch wird echte Filmkunst geschätzt, Stangenware und schlechtes Handwerk dagegen abgestraft.

Das Spin-off zur „John Wick“-Filmreihe wurde lange vorbereitet. Der US-amerikanische Drehbuchautor Shay Hatten durfte bereits in „John Wick: Kapitel 3“ (2019) Andeutungen auf diesen Ableger machen: Die Verbrecherorganisation Ruska Roma wurde hier eingeführt. Und es war eine ikonisch tätowierte Ballerina auf einer Theaterbühne zu sehen, die immer wieder an einer Tanzfigur scheitert. Im Zuschauerraum saß die Direktorin (Anjelica Huston), die gnadenlos zum Weitermachen auffordert.

In FROM THE WORLD OF JOHN WICK: BALLERINA wird die Geschichte von Eve Macarro erzählt, die im Kindesalter miterleben muss, wie ihr Vater (David Castañeda) vom sog. „Kanzler“ (Gabriel Byrne) umgebracht wird. Winston (Ian McShane), der Manager des New Yorker Continental-Hotels, gibt das verwaiste Mädchen in die Obhut der Direktorin der Ruska Roma. Eine Faszination fürs Ballett bringt Eve von Haus aus mit, doch hier wird sie besonders hart ran genommen, sie tanzt sich die Füße blutig!

Das Trainingsprogramm in FROM THE WORLD OF JOHN WICK: BALLERINA ist eigentlich ein Boot-Camp für Auftragskiller: Neben Ballett lernt Eve hier Schießen und verschiedene Kampftechniken. Da sie als Frau den Männern körperlich unterlegen ist, wird ihr das Motto „fight like a girl“ eingetrichtert, was sie auch sofort beherzigt. Auf die Mischung aus Judowürfen und „Gun Fu“, die Keanu Reeves als John Wick perfektioniert hat, müssen wir bei der 37-jährigen Ana de Armas zwar verzichten, aber sie hat wirklich hart trainiert und viele Kampfszenen selber übernommen.

Bei einem Einsatz sehen wir Eve Macarro in voller Pracht: Der enge Glitzer-Kampfanzug sitzt perfekt, und das Tattoo auf ihrem Rücken hat Aussagekraft: „Lux In Tenebris“ (lateinisch für: Licht in der Dunkelheit). In einem Luxusclub, der wie ein Winter Wonderland aussieht, darf Eve als Personenschützerin für eine junge Dame agieren. Die Angreifer nahen natürlich sofort, und die Ballerina meistert tänzerisch-elegant den Praxistest. Schließlich düpiert sie mit dem Eispickel einen Schergen des Kanzlers und leckt Blut: Der Rachemodus ist aktiviert!

Und jetzt tauchen wir weiter in die Welt von John Wick ein. Eve sucht Winston im Continental-Hotel auf, in der Hoffnung auf weitere Infos zum Kanzler und seinem Killerclan. Hier sehen wir auch zum letzten Mal Lance Reddick in seiner Rolle als Concierge Charon (leider 2023 verstorben). Winston liefert nützliche Hinweise und erklärt ihr das weltweite Continental-Netzwerk, das einem Überwachungsapparat gleicht. Im Continental-Hotel in Prag gibt es ein Cameo mit Anne Parillaud, die als „Nikita“ in Luc Bessons gleichnamigen Film wohl als Vorbild für Eve diente. Hier sehen wir sie als Concierge. Drehbuchautor Shay Hatten ließ sich auch von der Fernsehserie „Nikita“ inspirieren.

In Prag lernt Eve den abtrünnigen Killer Pine (Norman Reedus) mitsamt seiner Tochter kennen. Der Kanzler hat ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Eve steht Pine bei und startet ihrerseits einen Rachefeldzug mit hohem Kollateralschaden. Die Fährte führt sie bei ihrer „Jagd auf Großwild“ schließlich ins winterliche Hallstatt im oberösterreichischen Salzkammergut. Das idyllische Örtchen ist die Heimat vom Kanzler und seiner Killersekte, was Eve auch gleich zu spüren bekommt: Mit Töpfen und Pfannen, mit Schlittschuhen und Handgranaten muss sie sich zünftig zur Wehr setzen! Und dann taucht auch noch der Baba Yaga höchstpersönlich auf: John Wick wurde von der Ruska Roma geschickt, um Eve zu töten!

Der Look von FROM THE WORLD OF JOHN WICK: BALLERINA fühlt sich wie die Hauptreihe an. Die Story ist dünn und fragwürdig. Doch Regisseur Len Wiseman („Underworld“) macht seinen Job nach mehr als 12 Jahren Kinoabstinenz echt gut – die hyperstilisierte Action packt sofort, und der schwarze Humor kommt dabei nicht zu kurz! Ana de Armas ist als Racheengel eine absolute Granate, der es nur im Gesicht etwas an Mimik mangelt. Eine ikonische Action-Szene bleibt zudem im Gedächtnis: Eve kämpft mit einem Feuerwehrschlauch gegen einen Flammenwerfer, der vom deutschen Schauspieler Robert Maaser („Blood & Gold“) gehalten wird.

Die John Wick-Marke wächst übrigens weiter: Nach der Prime-Original-Serie „The Continental“ (mit Winston als Hauptfigur) ist bereits ein weiteres Spin-off namens „Caine“ in der Mache (mit Donnie Yen als Killer, den wir bereits in „John Wick: Kapitel 4“ kennengelernt haben). Und Halle Berrys Figur Sofia aus „John Wick: Kapitel 3“ steckt auch schon in der Entwicklung. Zudem können Fans nun auch Teil der „John Wick Experience“ in Las Vegas werden.

Trailer