Final Cut of the Dead

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Eine Warnung vorweg: Es gibt sicherlich Zuschauer, die das Kino in den ersten 30 Minuten fluchtartig verlassen. Und das ist sehr verständlich – nach dem Motto „Was soll der Scheiß“? Doch wer diese völlig durchgeknallte halbe Stunde übersteht, erlebt danach eine aberwitzige Horrorkomödie, die ihresgleichen sucht. FINAL CUT OF THE DEAD von Michel Hazanavicius („The Artist“) ist das französische Remake eines japanischen Originals von 2017. Der damals für nur wenige Tausend Dollar von Studenten inszenierte und produzierte Film spielte weltweit Millionen ein – eine Quote, von der wohl jeder Regisseur träumt.

Regisseur Rémi (Romain Duris) steht kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Er soll in einem leerstehenden, ehemaligen Einkaufszentrum einen halblangen Low-Budget-Zombiefilm drehen – und das in einer einzigen Einstellung. Natürlich geht frei nach Murphy’s Law alles schief, was schief gehen kann. Der Hauptdarsteller (Finnegan Oldfield) ist eine arrogante Diva, die Nebendarstellerin (Matilda Lutz) ist total unfähig, der Kameramann (Grégory Gadebois) hat’s im Rücken, und der Tonmann muss mit Darmproblemen ständig aufs Klo. Wie gut, dass die Maskenbildnerin Nadia (Bérénice Bejo) immer Herrin der Lage ist.

Wenn man denkt, jetzt ist der unglaubliche Trash endlich vorbei, geht es erst so richtig los. In einer Art „Making Off“ zeigt der Film in mehreren Rückblenden, wie es zu diesem Chaos kommen konnte. Denn eines stimmte von Anfang an nicht: Zu den geschauspielerten Zombies gesellen sich plötzlich „echte“ Zombies, die in dem Gebäudekomplex hausen und die das Filmteam sehr blutig aufmischen. Ab jetzt wird es urkomisch, und Regisseur Michel Hazanavicius brennt dabei ein Gagfeuerwerk ab!

Aufhänger des Ganzen: Die japanische Geldgeberin möchte unbedingt ein Remake des Originals produzieren und verlangt nur eines – alles in einer Einstellung! Erst wird Rémi blass, dann sagt er sich: „Das schaffe ich.“ Wer konnte auch ahnen, dass man beim Drehen auf echte Zombies trifft?

Bei FINAL CUT OF THE DEAD gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man hasst den Film oder man findet ihn saukomisch. Auch ich war versucht, nach 15 Minuten wie manche meiner Kollegen total genervt den Kinosaal zu verlassen. Wie gut, dass ich geblieben bin…