Die Ironie des Lebens

05.09.2024

Ein Narzisst, eine an Krebs erkrankte Ex-Frau, verbitterte Kinder: All das hätte ein kitschiges, selbstverliebtes und Reißbrett-artiges Filmchen werden können. Doch DIE IRONIE DES LEBENS von Markus Goller und Oliver Ziegenbalg kann durchweg überzeugen – vor allem wegen des sensationellen Zusammenspiels von Corinna Harfouch und Uwe Ochsenknecht.

Edgar (Uwe Ochsenknecht) füllt als erfolgreicher Comedian immer noch sämtliche Hallen. Auch mit 67 Jahren zieht er in seinen Shows noch immer über die Ehe mit seiner Ex-Frau Eva (Corinna Harfouch) her: „Das Beste war die Scheidung“. Doch dann entdeckt er sie plötzlich nach all den Jahren im Publikum seiner Show. Für ihn ist sofort klar, dass dieser Besuch nur etwas mit Geld oder den gemeinsamen Kindern zu tun haben kann. Doch Eva ist aus einem anderen Grund hier: Sie hat Krebs und wird in Kürze sterben.

Diese kurze Begegnung löst in Edgar etwas aus, schließlich konnte er mit seinem Geld bislang immer alles regeln. Also besorgt er ihr einen Platz in einer Spezialklinik in den Niederlanden. Doch Eva hat sich bereits entschieden: Sie will keine Chemo-Therapie, sondern die letzten Monate noch einmal so gut es irgendwie geht genießen. Und so geschieht etwas, dass beide womöglich niemals für möglich gehalten hätten: Eva und Edgar nähern sich wieder ein wenig an, und sie begleitet ihn ein Stück weit auf seiner Tour. Ihre gemeinsame Tochter Mellie (Emilia Schüle) freut sich, ihren Vater wiederzusehen, während ihr Sohn Patrick (Robert Gwisdek) ihm partout nicht verzeihen kann, dass er die Familie damals verlassen hat und seither über seine Mutter in seinen Shows herzieht, die ihn liebevoll alleine erzogen hat. Wird es Edgar gelingen, die Beziehung zu seinen Kindern noch zu kitten?

Regisseur Markus Goller und Drehbuchautor Oliver Ziegenbalg sind ein eingespieltes Team. In ihren Filmen wie „One For the Road„, „25 km/h“ oder „Simpel“ gelingt es ihnen immer wieder, Klischees zu umgehen und das Publikum zu überraschen. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an DIE IRONIE DES LEBENS. Und siehe da: Auch hier legen die Beiden wieder einen Film vor, der vielleicht auf den ersten Blick recht generisch wirkt, der aber mit einer gesunden Portion Menschlichkeit überzeugen kann. Im Film gibt es immer mal wieder Szenen, wo man als Zuschauer genau zu wissen glaubt, wohin die Geschichte gehen wird – doch Goller und Ziegenbalg verweigern sich dem vehement und nehmen eine andere Abzweigung.

Corinna Harfouch, gerade erst mit dem Deutschen Filmpreis als beste Schauspielerin für ihre Darstellung in „Sterben“ ausgezeichnet, legt in DIE IRONIE DES LEBENS wieder einmal eine eindrucksvolle Performance hin. Und Uwe Ochsenknecht darf endlich mal wieder in einem Kinofilm die Hauptrolle spielen. Man fragt sich nach den 109 Minuten tatsächlich, warum ihm das schon so lange niemand mehr zugetraut hat. Harfouch und Ochsenknecht harmonieren so wunderbar, dass man ihnen als Zuschauer gerne folgt. Besonders deutlich wird das in einer Szene, in der beide nach dem Ende einer Preisverleihung gemeinsam am Klavier sitzend „Halt Dich an Deiner Liebe fest“ von Ton Steine Scherben zum Besten geben. Ein emotionaler Moment, der gerade nicht ins Kitschige abdriftet. Und dann wäre da noch Robert Gwisdek, der in einer Szene seine Mutter (Fun Fact: Corinna Harfouch ist auch im echten Leben seine Mutter) in Schutz nimmt und seinen Vater Edgar mit dessen Herziehen über sie in seinen Shows konfrontiert. Ein Moment im Film, der so dermaßen sitzt, dass man als Zuschauer berührt und überwältigt zugleich ist.

Immer wieder überraschen Goller und Ziegenbalg zudem mit kleinen menschlichen Gesten, die beinahe wie zufällig die Story unterfüttern. Und auch wenn es eigentlich unwahrscheinlich ist, dass sich ein Narzisst wirklich um 180 Grad dreht, in DIE IRONIE DES LEBENS wollen wir das alle glauben.

Und so ist Markus Goller und Oliver Ziegenbalg wieder einmal ein Film gelungen, der trotz seiner generischen Grundidee auf vielen Ebenen überzeugen kann. DIE IRONIE DES LEBENS ist ein Fest für das deutsche Kino!

Trailer

ab12

Originaltitel

Die Ironie des Lebens (Deutschland 2024)

Länge

109 Minuten

Genre

Komödie / Drama

Regie

Markus Goller

Drehbuch

Oliver Ziegenbalg

Darsteller

Uwe Ochsenknecht, Corinna Harfouch, Emilia Schüle, Robert Gwisdek. Henning Peker, Salka Weber, Maria Hofstätter, Reiki von Carlowitz. Annika Lau, Liza Tzschirner

Verleih

Warner Bros. Entertainment GmbH

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