Der Aufsteiger

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Minister Saint-Jean wird mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen: Ein Reisebus ist in eine Schlucht gestürzt, mehrere Jugendliche sind tot. Flugs reist der Herr Minister mit seiner Chefin für Öffentlichkeitsarbeit an den Unfallort, um Betroffenheit zu demonstrieren – und schon am nächsten Morgen in Paris für weitere Interviews zur Verfügung zu stehen. So beginnt der Aufstieg eines neuen Sterns am Polithimmel, die unverhoffte Karriere eines Staatsdieners, in der eine Katastrophe die nächste jagt.

„4000 Kontakte im Handy und nicht ein Freund darunter“, stöhnt Saint-Jean. Doch ihm bleibt nichts übrig, als weiterzumachen: Machtgewinn bleibt das höchste Ziel der Politik, das Spiel mit den Medien, Kuhhändel und Intrigen gehören zum politischen Handwerk – und immer wieder verschlingt der Staat seine Diener…

Kritik

Est ist schon fast erstaunlich, was für ein gutes Händchen Kool Filmdistribution in Bezug auf erstklassige Arthouse-Filme besitzt. In den letzten Jahren brachte der in Freiburg ansässige Verleih Perlen wie WEST IS WEST, SUBMARINE oder FISH TANK – um nur einige wenige zu nennen – ins Kino. Inzwischen kann man bei einem von Koolfilm vertriebenen Film sicher sein, nicht enttäuscht zu werden.

Genau so ist es auch wieder bei DER AUFSTEIGER, der einen einzigartigen Einblick in die Machtstrukturen der französischen Regierung bietet. Regisseur Pierre Schoeller zeigt, dass politische Entscheidungen immer von einer Gruppe von Menschen gefällt werden, auch wenn später nur ein Einziger dafür nach außen hin den Entschluss verkörpert. Dominanz und Unterwerfung werden in DER AUFSTEIGER zu einem zentralen Thema, denn jede Person im Film, dominiert jemanden und wird gleichzeitig von einem Anderen dominiert. Dabei gehen zwischenmenschliche Beziehungen mitunter den Bach hinunter. Auch der Minister in diesem Film agiert auf diese Weise, doch nach einem Unfall wird ihm klar, dass er sich bislang nicht im Geringsten für die Menschen interessiert hat, die ihn tagtäglich umgeben. Dieser Unfall verändert ihn und führt gleichzeitig zu stärksten Szene des ganzen Filmes.

Zusammengefasst ist DER AUFSTEIGER ein beeindruckender Einblick in die politische Gesellschaft. Alle auch nur ansatzweise politisch Interessierten sollten sich dieses Meisterwerk keinesfalls entgehen lassen.