Der Film der Woche

Das Zimmermädchen Lynn

28.05.2015

Lynn (Vicky Krieps) putzt gerne. Ihr entgeht keine noch so kleine Nische, kein Fältchen und kein Staubkorn – weder in ihrem kleinen Apartment, noch an ihrem Arbeitsplatz im Hotel. Wie es sich für ein Zimmermädchen gehört, erledigt Lynn ihren Job stets still und gründlich, bewegt sich fast unsichtbar von Zimmer zu Zimmer, und hinterlässt jedem Gast nichts als makellose Reinheit. Doch Lynn hat ein Geheimnis: Jeden Mittwoch legt sie sich unter ein anderes Hotelbett, lauscht Gesprächen und Geräuschen, oder schlummert, beglückt von der bloßen Existenz eines anderen Menschen. Eines Tages liegt sie unter dem Bett eines Hotelgastes, der die Dienste des Callgirls Chiara (Lena Lauzemis) in Anspruch nimmt. Lynn ist so fasziniert von dieser Frau, dass sie sich zum ersten Mal aus ihrem Versteck traut… 

Kritik

Als gebürtiger Bremerhavener freut es mich ungemein, endlich einmal mein kleine Heimatstadt in einem Film zu sehen. Zwar fällt der Name der Stadt in DAS ZIMMERMÄDCHEN LYNN kein einziges Mal und die zwei im Film genannten Straßen dürfte es wahrscheinlich auch nicht geben, allerdings erkennt der heimatverbundene Bremerhavener sofort diverse Schauplätze wieder. Darunter zum Beispiel das ehemalige Hotel Naber direkt in der Innenstadt, das als Kulisse für das Hotel Eden im Film herhalten muss. Nach fast 60 Jahren Betrieb wurde das Traditionshaus 2003 geschlossen. Kein Wunder, dass durch die Dreharbeiten 2013 kurzzeitig die Hoffnung aufkeimte, das Hotel würde wieder öffnen. Inzwischen ist das Gebäude übrigens verkauft und soll in diesem Sommer zur Sail 2015 wieder öffnen.

In einer weiteren Szene, die im Weser-Strandbad gedreht wurde, ist dann auch die typische Skyline Bremerhavens zu sehen mit dem Hotel Sail-City, dem Columbus-Center, dem Mediterraneo, dem Simon-Löschen-Leuchtturm und der Strandhalle.

Doch kommen wir endlich auch zum Film selbst, denn der ist durchaus sehenswert, auch wenn er für den gewöhnlichen Zuschauer vielleicht etwas zu sperrig sein dürfte. Die Hauptfigur Lynn ist ein Mensch mit vielen Problemen, Neurosen und Zwängen. Der Schauspielerin Vicky Krieps (Bevor der Winter kommt) gelingt es durch ihre subtile Spielweise, die Figur dem Zuschauer gleichzeitig nahezubringen, im selben Moment jedoch trotzdem mysteriös erscheinen zu lassen.

In der Summe ist DAS ZIMMERMÄDCHEN LYNN ein eher ruhiger, zurückhaltender Film, dem man sich als Zuschauer öffnen muss. Wenn einige Dialoge noch ein wenig besser ausgestaltet wären, dann würde man durchaus von einer kleinen Filmperle sprechen können. So bleibt am Ende zumindest ein interessanter Film übrig, wie man ihn nicht allzu häufig in den Kinos zu sehen bekommt.

Trailer

https://youtu.be/4VqQNWYICYA

ab12

Originaltitel

Das Zimmermädchen Lynn (Deutschland 2014)

Länge

90 Minuten

Genre

Drama

Regie

Ingo Haeb

Drehbuch

Ingo Haeb

Darsteller

Vicky Krieps, Lena Lauzemis, Steffen Münster, Christian Aumer, Christine Schorn

Verleih

Movienet Film GmbH

Filmwebsite

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