Café Belgica

23.06.2016

Die beiden Brüder Jo (Stef Aerts) und Frank (Tom Vermeir) sind so verschieden wie Brüder es nur sein können. Jo, ein Mittzwanziger, ist eher schmächtig und kann nur auf einem Auge sehen. Einst hatte er künstlerische Ambitionen, doch die Liebe zur Musik brachte ihn schließlich dazu, eine heruntergekommene Kneipe, das „Café Belgica“, zu übernehmen. 

Frank ist ein paar Jahre älter und in jeder Beziehung der große Bruder von Jo. Er ist rastlos, hat ständig ein neues Projekt am laufen und bringt sich immer hundertprozentig ein. Bald wird er zum zweiten Mal Vater, er betreibt einen Gebrauchtwagenhandel, und er will sein eigenes Haus bauen. Doch Frank ist mit den geordneten Bahnen seines vorgezeichneten Daseins unzufrieden.

Über die Jahre haben die Brüder sich aus den Augen verloren. Als Frank Jo in seiner Bar besucht, kommen sich die beiden Brüder wieder näher. Schnell ist ausgemacht, dass Frank im Café Belgica aushilft. Jo ist dankbar für diese Unterstützung, denn die Arbeit in der Bar ist anstrengend. Frank wiederum kommt in den hochtourigen Rock’n’Roll-Nächten erst richtig in Fahrt.

In wenigen Wochen machen die beiden das Café Belgica zum kultverdächtigen Treffpunkt für das Partyvolk. In ihrer grundverschiedenen Art ergänzen sich zu einem perfekten Team, und eine Zeitlang ist ihr Leben eine Dauerparty. Doch der permanente nächtliche Rausch erweist sich als ein süchtig machender Trip, bei dem besonders Frank allmählich die Bodenhaftung verliert. Als die Realität sie einholt, drohen sich die beiden Brüder erneut zu verlieren.

Kritik

2012 lieferte der belgische Regisseur Felix van Groningen mit THE BROKEN CIRCLE einen der schönsten und besten Filme des Jahres ab. Jetzt legt er mit CAFÉ BELGICA seinen nächsten Film vor und – nun ja – enttäuscht.

Vielleicht muss man das CAFÈ BELGICA kennen, um von der Magie angesteckt zu werden, vielleicht hilft das aber auch nicht. Felix von Groningen erzählt in seinem neuen Film die Entstehungsgeschichte einer Kultkneipe und fokussiert sich dabei in erster Linie auf die beiden Brüder. Während der – viel zu langen – Laufzeit aber baut sich beim Zuschauer eine gewisse Distanz auf. Vieles, das im Film passiert, wirkt so, als ob es nur für die engsten Mitglieder der Kneipe bestimmt ist. Für den normalen Zuschauer hingegen spielt es schlichtweg keine Rolle. Dadurch findet man keinen wirklichen Zugang zum Thema und hat das Gefühl, man schaut zwar zwei Enthusiasten dabei zu, ihren Traum zu erfüllen, darf aber irgendwie nicht dazu gehören. So wie man als Kind bei Familienfeiern nie am Tisch der Erwachsenen sitzen durfte. Das ist schade, hätte das Thema doch schier unendlich viel Potential.

Trailer

ab12

Originaltitel

Belgica (Belgien / Frankreich / Niederlande 2016)

Länge

127 Minuten

Genre

Drama

Regie

Felix van Groeningen

Drehbuch

Arne Sierens, Felix Van Groeningen

Darsteller

Stef Aerts, Tom Vermeir, Hélène Devos, Charlotte Vandermeersch

Verleih

Pandora Film GmbH & Co. Verleih KG

Filmwebsite

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