Bullet Train

04.08.2022

Blutige Action und brillante Stunts mit absurdem Humor zu verbinden – das ist seit Jahren das Erfolgsrezept von Quentin Tarantino. Diese scheinbar so disparaten Elemente zu einer unverwechselbaren Einheit zu verbinden, ist sein Markenzeichen. Das hat meistens wunderbar geklappt – „Pulp Fiction“ ist ein Film für die Ewigkeit. Doch auch ich muss zugeben, dass ich keinen Zugang zu der brutalen Orgie von „Kill Bill“ gefunden habe. Ganz im Stil von Tarantino hat jetzt David Leitch seine Actionkomödie BULLET TRAIN gedreht, mit Brad Pitt in der Hauptrolle als ausgelaugter Auftragskiller. Als Vorlage diente der gleichnamige japanische Thriller von Kotaro Isaka.

Nachdem es in letzter Zeit für Ladybug (Brad Pitt) nicht so gut gelaufen ist, übernimmt er eher widerwillig einen neuen Job. Die energische Frau am Handy (wir erfahren erst gegen Ende des Films, wer sich hinter dieser Stimme verbirgt) erklärt ihm minutiös, was er zu tun hat: einen bestimmten Aktenkoffer aus dem japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen, der zwischen Tokio und Kyoto pendelt, zu entwenden. Offensichtlich eine leichte Aufgabe. Von wegen!

Wie der Zufall es will, befinden sich gleich mehrere Killer im Zug; die beiden Londoner Gangster Tangerine (Aaron Taylor-Johnson) und Lemon (Brian Tyree Henry), die den ominösen Koffer bewachen sollen; ein jähzorniger Südamerikaner, genannt „der Wolf“ (Benito A. Martinez Ocasio); ein verzweifelter Japaner (Andrew Koji), der herausfinden will, warum sein Sohn von Dach eines Hauses gestürzt wurde; eine rachsüchtige Frau, genannt „die Hornisse“ (Zazie Beetz); und eine geheimnisvolle junge Frau, genannt „The Prince“ (Joey King), deren Beweggründe lange im Unklaren bleiben. Zu allem Überfluss windet sich auch noch eine hochgiftige Schlange, die aus einem Tokioter Zoo geklaut wurde, durch die Zugabteile.

Was jetzt folgt, ist eine Aneinanderreihung von skurrilen Episoden, die mit der Realität nicht viel gemeinsam haben. Alle zehn Minuten erleben wir einen neuen Schlenker, wobei die Absurdität oft auf die Spitze getrieben wird. Und Brad Pitt spielt diese Szenen so herrlich ironisch, als ob er selbst nicht dran glaubt. Langsam wird klar – was diverse Rückblenden deutlich machen: Alle Auftragskiller sind sich irgendwann schon mal begegnet. Und alle haben im Endeffekt nur ein Ziel: den russisch-stämmigen Mafia-Boss, genannt „der weiße Tod“ (Michael Shannon), der in Kyoto auf sie wartet, zur Strecke zu bringen.

Da wird geschossen und gestochen, Blut fließt in Strömen. Doch so richtig gestorben wird eher selten. (Sorry, das klingt zynisch!) Ganz im Stil der Comics und (japanischen) Mangas ist hier nichts ernst gemeint: Das ist kein Blut, sondern nur rote Farbe. Wer diese Art Kino liebt, ist in BULLET TRAIN genau richtig aufgehoben. Action mit viel Augenzwinkern – wer’s mag! Natürlich gibt es im turbulenten Schwerter-Finale Anleihen beim Samurai-Film à la Kurosawa. (Auch „Kill Bill“ spielte übrigens in Japan.) Doch leider sind manche Stunt-Sequenzen so unglaubwürdig inszeniert, dass es einem fast die Schuhe auszieht. Passend zur Corona-Pandemie wurde der Film komplett in den Culver City Studios in den USA gedreht – die Japan-Episoden der ständigen Zugfahrten wurden später einkopiert. Und am Ende taucht die Frau, deren Stimme wir den ganzen Film gehört haben, persönlich auf – aber ich verrate nichts!

Trailer

ab16

Originaltitel

Bullet Train (USA 2022)

Länge

127 Minuten

Genre

Action / Thriller

Regie

David Leitch

Drehbuch

Zak Olkewicz, basierend auf einem Roman von Kotaro Isaka

Darsteller

Brad Pitt, Joey King, Aaron Taylor-Johnson, Brian Tyree Henry, Andrew Koji, Hiroyuki Sanada, Michael Shannon, Benito A Martínez Ocasio, Sandra Bullock

Verleih

Warner Bros. Entertainment GmbH

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