Benedetta

Autor: Jan-Barra Hentschel

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Der niederländische Skandalregisseur Paul Verhoeven ist für jede Überraschung gut – positiv oder negativ. Ich muss gestehen, dass ich seine Science-Fiction-Faschismus-Farce „Starship Troopers“ aus tiefster Seele gehasst und seinen grellen Sex-Thriller „Basic Instinct“ mit Sharon Stone und Michael Douglas geliebt habe. „Elle“ mit Isabelle Huppert als sich aggressiv wehrendes Vergewaltigungsopfer war vor fünf Jahren DER #me-too-Film, den wir alle bewunderten. Jetzt bringt Paul Verhoeven mit BENEDETTA einen Kostümfilm ins Kino, der sich leider als Katastrophe entpuppt. Eine unsägliche Mischung aus Soft-Porno und Historien-Kitsch! 

Im 17. Jahrhundert bringt die Novizin Benedetta Carlini (Virginie Efira) im Kloster der toskanischen Stadt Pescia die Oberhäupter der katholischen Kirche zur Verzweiflung: An ihrem Körper treten Wundmale Christi auf, die die Geistlichen nicht deuten können. Wegen dieser „Wunder“ steigt sie schnell zur Äbtissin des Klosters auf – sehr zum Unwillen ihrer skeptischen Vorgängerin Felicita (Charlotte Rampling). Ihre neue Position nutzt Benedetta, um zarte Bande mit der schönen Nonnenschülerin Bartholomea (Daphné Patakia) zu knüpfen. Die beiden Frauen beginnen eine leidenschaftliche Affäre, die Verhoeven in allen Einzelheiten bebildert. Aber Felicita weiß Bescheid – und der Scheiterhaufen wartet.

Die Belgierin Virginie Efira ist eine der besten Schauspielerinnen Europas. Doch hier wurde sie von Verhoeven regelrecht verheizt, der ihr schon in „Elle“ die Nebenrolle der ahnungslosen Nachbarin gegeben hatte. Ständig muss sie nackt durchs Bild hüpfen. Das Frauenbild des Regisseurs ist – vornehm formuliert – offensichtlich grenzwertig. Sorry, Paul Verhoeven: Frauen so zu inszenieren wie in BENEDETTA – nein danke! Darauf können und wollen wir verzichten.

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