Alle für Ella

08.09.2022

Auch im zur Zeit nicht allzu rosigen deutschen Kino – besonders die heimische Komödien-Landschaft wirkt aktuell ziemlich kläglich – gibt es noch Wunder. Nicht nur in meinen Augen ist ALLE FÜR ELLA von Teresa Fritzi Hoerl der beste Teenie-Film des Jahres. Diese Verbindung von modernem Aschenputtel-Märchen und poppigem Musical passt wunderbar in unsere Zeit – und Lina Larissa Strahl glänzt nach vier Erfolgen als Bibi Blocksberg wieder in einer Hauptrolle.

Ella (Lina Larissa Strahl, diesmal mit roten Haaren) quält sich durch die Abiturklasse (sie schwächelt in Physik) und muss abends im „Pizza-Turm“ ihr Geld verdienen. Ihre alleinerziehende Mutter Heike (Lavinia Wilson) arbeitet als Putzfrau und Maniküre. Die Münchner Wohnung ist so klein, dass sich Ella und ihr an den Rollstuhl gefesselte Bruder Tim (Lorenzo Germeno) ein Zimmer teilen müssen. Einziger Lichtblick: Mit ihren drei engsten Freundinnen Anais (Safira Robens), Romy (Malene Becker) und Cahide (Tijan Marei) – alle seit der ersten Klasse ein Herz und eine Seele – hat Ella die Frauen-Band „Virginia Woolfpack“ gegründet. Auf einer Dachterrasse üben sie ständig neue Songs ein. Leider hat sie als Gitarristin der Band nur eine bescheidene Ukulele zur Verfügung. Trotzdem hat sich die Gruppe für den lokalen Song Contest angemeldet.

Als sie ihrer Mutter wieder mal beim Putzen in der Villa neureicher Unternehmensberater helfen muss, platzt sie in das Zimmer des blasierten Sohnes Leon (Gustav Schmidt), der sich als Amateur-Rapper versucht. „Putzfrauen bleiben draußen“, blafft er sie zur Begrüßung an. Doch Ella hat längst eine in der Ecke stehende wertvolle Gitarre entdeckt. Beim nächsten Putzen, bei dem sie ihre Mutter komplett vertritt und allein im Haus ist, probiert sie die Gitarre aus und nutzt das gut ausgestattete Ministudio samt Mikro und Mischpult. Als sie gerade einen frisch komponierten Song einsingt, kommt Leon nach Hause. Als Gegenleistung, dass er den Song behalten darf, verkauft er Ella die Gitarre.

Natürlich treffen sich alle beim Song Contest wieder. Dabei nervt Leon alias „alfaMK“ mit blöden Macho-Sprüchen. Doch mit der neuen Gitarre sind „Virginia Woolfpack“ DIE Attraktion. Zu dumm: Als „alfaMK“ mit seinem Rap-Song auftritt, erklingt im Refrain plötzlich Ellas Stimme. Wie peinlich! Welch ein Glück, dass ihre Freundinnen sie nicht erkennen. Doch dieser Song ist der erfolgreichste Abends. Immerhin sind alle eine Runde weiter. Der Rest ist vorhersehbar: Ella und Leon kommen sich näher – sie selbst sieht die Aschenputtel-Parallele -, und die Freundinnen erfahren von dem Verrat. Gibt es eine Versöhnung beim Finale des Song Contests?

Dass die Story keine Überraschungen birgt, stört nicht weiter. Zeitgemäß ist die Handlung divers angelegt: Tim ist Rollstuhlfahrer, Anais ist eine Farbige mit Dreadlocks, und Romy und Cahide sind ein lesbisches Paar. Warum auch nicht? Die Songs von Julia Bergen und David Bonk sind eingängig und punktgenau. Ich bin mir sicher, dass man einige von ihnen im Radio wiederfindet – hört auf die Texte! Da passt es wunderbar, dass die vier Schauspielerinnen von „Virginia Woolfpack“ ihre Instrumente selbst spielen. Regisseurin Teresa Fritzi Hoerl hat ALLE FÜR ELLA wohltuend unspektakulär inszeniert – der Rhythmus des Films lebt vom peppigen Schnitt durch Stine Sonne Munch und Till Ufer. Und es macht einfach Spaß, Lina Larissa Strahl beim Spielen und Singen zuzusehen. Bravo!

Trailer

ab6

Originaltitel

Alle für Ella (Deutschland 2022)

Länge

100 Minuten

Genre

Drama / Musik / Romantik

Regie

Teresa Fritzi Hoerl

Drehbuch

Timo Baer, Anja Scharf

Darsteller

Lina Larissa Strahl, Safira Robens, Malene Becker, Tijan Marei, Gustav Schmidt, Lorenzo Germeno, Lavinia Wilson, Milan Peschel, Hanno Koffler, Ivo Kortlang, Caro Daur, Emir Bayrak, Adam Bousdoukos

Verleih

Weltkino Filmverleih GmbH

Filmwebsite

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