Toni und Helene

05.12.2024

Ungleicher können die beiden Seniorinnen nicht sein, die sich in einem Wiener Pflegeheim begegnen. TONI UND HELENE von Sabine Hiebler und Gerhard Ertl entpuppt sich als ein sympathisches Roadmovie mit zwei wunderbaren Schauspielerinnen: Christine Ostermayer und Margarethe Tiesel. Witzigerweise heißt diese gefühlvolle Tragikomödie in Österreich „80 plus“ und trägt bei uns den rührigen Untertitel „Für Freundschaft gibt es keine Grenzen“. Dabei ist das Thema nicht sehr erfreulich: Es geht um Sterbehilfe…

Helene (Christine Ostermayer), einst eine gefeierte Theaterdiva, lebt mit weit über 80 zurückgezogen in einer vornehmen Seniorenresidenz. Nach der Diagnose, unheilbar an Krebs erkrankt zu sein, hat sie sich entschlossen, Sterbehilfe in der Schweiz in Anspruch zu nehmen. Einen Termin in der Sterbeklinik hat sie schon. Doch davon darf ihr Neffe (Manuel Rubey) nichts wissen, er fürchtet als konservativer Politiker um seine Reputation.

Doch wie kommt Helene in die Schweiz? Sie hat zwar noch einen Jaguar-Oldtimer in der Garage, traut sich aber nicht mehr ans Steuer. So fragt sie nach einiger Überwindung ihre Heimnachbarin Toni (Margarethe Tiesel), sie bei diesem Abenteuer zu begleiten. Denn Toni ist auf den ersten Blick eine proletarisch angehauchte Lebenskünstlerin mit in Helenes Augen schlechten Manieren: also Feuer und Wasser! Die in armen Verhältnissen lebende Toni hatte von ihrer Krankenkasse nach einem Sturz einen luxuriösen Reha-Aufenthalt genehmigt bekommen, den sie weidlich nutzt.

Wider aller Erwartungen freunden sich die betagten Damen an, und Toni setzt sich für die lange Fahrt über die Alpen hinter den Lenker. Zu dumm, dass sie überhaupt keinen Führerschein hat, was Helene viel zu spät erfährt. Da sind die beiden schon längst unterwegs – und das turbulente Abenteuer kann beginnen. Was folgt, sind unglaublich vergnügliche Episoden voller Situationskomik: ein Kurzurlaub in einem Berghotel, das Austricksen von Polizei und Zoll, ein frecher Benzindiebstahl an der Tankstelle, eine Auto-Verfolgungsjagd durch Zürich. Am Ende hält Helenes Lieblingsschülerin Thea (Julia Koschitz), die gerade in der Schweiz ein Theaterstück inszeniert, noch eine besondere Überraschung für das Seniorinnen-Duo bereit…

Sabine Hiebler und Gerhard Ertl, die auch das Drehbuch gemeinsam schrieben, wissen, wie man eine schwungvolle Komödie inszeniert. Der Rhythmus des Films ist natürlich dem Alter der beiden Hauptdarstellerinnen geschuldet – doch wen stört’s? Die Gags sitzen, und wir fühlen uns gut unterhalten. Natürlich ist so manches etwas altbacken – heutige deutschsprachige Komödien wirken da weitaus moderner. Nicht immer zu deren Vorteil! Im anrührenden Finale nutzt der Film zudem den Vorteil, dass viele Filmaufnahmen der jungen Schauspielerin Christine Ostermayer (Jahrgang 1936) in den Archiven schlummern. Lasst euch verblüffen…

Trailer

ab6

Originaltitel

Toni und Helene (Deutschland / Schweiz 2024)

Länge

95 Minuten

Genre

Komödie / Drama

Regie

Sabine Hiebler, Gerhard Ertl

Drehbuch

Sabine Hiebler, Gerhard Ertl

Kamera / Director of Photography (DOP)

Anna Hawliczek

Darsteller

Christine Ostermayer, Margarethe Tiesel, Manuel Rubey, Thomas Mraz, Julia Koschitz, Petra Morzé, Julia Jelinek, Christoph Lackner-Zinner, Reinhard Nowak, Marlene Hauser, Günter Tolar, Daniel Keberle, Daniel Scheid, Stefanie Sargnagel, Elena Wolff, David Miesmer, Michael Steinocher, Kathrin Beck, Mona Kospach, Laura Hermann, Lisa Lena Tritscher, Julian Sark

Verleih

Alpenrepublik GmbH

Filmwebsite

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