Bagman

05.12.2024

Ungefähr in der Mitte des Horrorfilms BAGMAN von Colm McCarthy erzählt der Vater seinem Sohn den Mythos vom unheimlichen „Bagman“, der sich durch alle Kulturen der Welt verfolgen lässt: eine monströse Kreatur, die kleine Kinder entführt, in einen Sack steckt und in einer Höhle versteckt oder am Ende sogar tötet. In manchen Ländern kennt man ihn als „Boogeyman“, wir Deutsche denken dabei natürlich sofort den Rattenfänger von Hameln. (Dessen magische Flöte wird in BAGMAN noch eine wichtige Rolle spielen.)

Die Warnung des Vaters, vor allem die düstere Höhle der verlassenen Kupfermine irgendwo in der amerikanischen Provinz nicht zu betreten, schießt der Junge in den Wind, und ihm wird am Mineneingang vom „Bagman“ eine Locke abgeschnitten. Wenig später muss er bei einem abendlichen privaten Baseballspiel, als plötzlich alle Lichter ausfallen, erleben, wie sein Vater ermordet wird und er in einem Sack landet.

Jahre später: Aus dem Jungen, der die Entführung mit ein paar Schrammen und anschließenden langen Therapiesitzungen überlebt hatte, ist der Familienvater Patrick (Sam Claflin) geworden, der mit seiner Frau Karina (Antonia Thomas) und seinem dreijährigen Sohn Jake (Caréll Vincent Rhoden) in seinem einsam am Waldrand gelegenen ehemaligen Elternhaus lebt, wohin er sich wegen finanzieller Engpässe hatte zurückziehen müssen. (Horrorfilm-Fans wissen: Verlass sofort das Haus!)

Jake, der mit seiner von Patrick geschnitzten Blockflöte (!) seine Eltern bis zur Weißglut treibt, wird von schrecklichen Albträumen geplagt: unheimliche Geräusche am Fenster, ein gräßliches Monster, das nach ihm trachtet, ein kleines Mädchen, das ihn in den Wald lockt, die verschwundene Flöte. Die Eltern melden einen nächtlichen Einbruch, doch die Polizei kann nichts finden. Dann spielt die Alarmanlage im Haus verrückt. Patrick erinnert sich plötzlich an seine kindlichen Visionen und traut sich, um seinen Sohn zu schützen, noch einmal in die Höhle…

Regisseur Colm McCarthy und Drehbuchautor John Hulme, der hier eigene Erfahrungen verarbeitete, haben bei der Motivsuche aus dem Vollen geschöpft. Wie in einem Kompendium der Horrorfilmgeschichte lassen sie fast keines der bekannten Genre-Versatzstücke aus: unheimliche Geräusche, plötzliche Stromausfälle, der geheimnisvolle Wald, die dunkle Höhle – mit großem, tiefem Loch in der Mitte, versteht sich –, die Kreatur, die wir erst spät zu Gesicht bekommen…

Das ist doch alles sehr vorhersehbar und wenig überraschend. Immerhin hat es Colm McCarthy mit seinem routinierten Inszenierungsstil geschafft, dass wir Zuschauer uns nie sicher sind: Was passiert real, was existiert nur in den Köpfen der Personen? Am Ende bleibt BAGMAN nur ein Film für Horrorfilm-Anfänger, die noch nicht wissen, was sie erwartet!

Trailer

ab16

Originaltitel

Bagman (USa 2024)

Länge

94 Minuten

Genre

Horror

Regie

Colm McCarthy

Drehbuch

John Hulme

Kamera / Director of Photography (DOP)

Nick Remy Matthews

Darsteller

Sam Claflin, Antonia Thomas, Frankie Corio, Steven Cree, William Hope, Sharon D. Clarke, Adelle Leonce, Peter McDonald, Henry Pettigrew

Verleih

Leonine Distribution GmbH

Filmwebsite

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