Meine letzte Nacht mit einem Vampir

03.04.2025

Immer mal wieder kommen kleine, außergewöhnliche Filme in unsere Kinos, von denen man das die erwartet hätte. So wie MEINE LETZTE NACHT MIT EINEM VAMPIR von Romain de Saint-Blanquat.

Frankreich in den späten 1960er-Jahren: Die siebzehnjährige Françoise (Leonie Dahan-Lamort) wächst in einem streng katholischen Internat auf. Mit ihrem Hang zum Okkulten passt sie eigentlich überhaupt nicht in diese Welt und ist den Nonnen schon länger ein Dorn im Auge. Als sie eines Nachts im Traum eine Vision von ihrem eigenen, baldigen Tod hat, entschließt sie sich, in ihrer vermeintlich letzten Nacht auf Erden alles zu riskieren. Als Jungfrau zu sterben kommt für sie nämlich überhaupt nicht in Frage. Da kommt die Einladung zu einer Kostümparty, die ihr die Jungen des Dorfs heimlich durch den Zaun zugesteckt haben, natürlich wie gelegen. Also bricht sie in der folgenden Nacht heimlich mit ihrer Freundin Delphine (Lilith Grasmug) aus und macht sich auf den Weg. Ein Unbekannter nimmt die beiden mit zum abgelegenen Ort der Party, dort angekommen ist Françoise kaum noch zu bremsen. Neben der Begegnung mit einer halbstarken Motorradgang und einem Vampir hält diese Nacht für die beiden Mädchen noch so manche Überraschung bereit…

MEINE LETZTE NACHT MIT EINEM VAMPIR erinnert nicht nur durch durch die zeitliche Verortung an die typischen Jugendfilme der 1960er-Jahre, nein, Romain de Saint-Blanquat, der hier sein Regiedebüt vorlegt, hat sich deutlich an den Filmen dieser Zeit orientiert. Dass das Ganze trotzdem nicht wie geklaut wirkt, ist eine Besonderheit dieses Films.

Das Genre des Coming-of-Age-Films hat auf mich schon immer eine große Faszination ausgelöst. In der Zeit auf der Schwelle zum Erwachsenwerden werden so viele Weichen für das spätere Leben gestellt, das dies in der Historie des Films bereits unfassbar viele Geschichten geliefert hat. Natürlich lässt sich die Pubertät auch von den Mauern eine streng gläubigen Internats nicht abhalten, daher ist es verdammt clever von de Saint-Blanquat, die Frage des sexuellen Erwachens in einen Kontext zu stellen, der es eigentlich gar nicht zulässt.

Natürlich ist Françoises Zuwendung zum Okkultismus ihre ganz eigene Art, ihrer zutiefst religiösen Umgebung etwas entgegenzusetzen. Wie die meisten Jugendlichen möchte auch sie selbstbestimmt ihren eigenen, einzigartigen Weg finden. De Saint-Blanquat gelingt es in MEINE LETZTE NACHT MIT EINEM VAMPIR, diesen Wandel von der Kindheit zum Erwachsensein auf eine einzige Nacht zu komprimieren. Dazu findet er mit seinem Kameramann Martin Roux wunderbar traumhafte Bilder, die das Innenleben der Figuren nach außen zu kehren scheinen.

Ein Publikum für diese Kleinod von einem Film zu finden, wird sicherlich nicht einfach sein. Aber wer sich erst einmal darauf eingelassen hat, den erwartet ein ungewöhnlicher Film, der sich wohlwollend von all dem Standard in unseren Kinos abhebt.

Trailer

ab16

Originaltitel

La Morsue (Frankreich 2023)

Länge

87 Minuten

Genre

Mystery / Liebesfilm / Drama

Regie

Romain de Saint-Blanquat

Drehbuch

Romain de Saint-Blanquat, Marcel Beaulieu, Laurie Bost

Kamera / Director of Photography (DOP)

Martin Roux

Darsteller

Leonie Dahan-Lamort, Lilith Grasmug, Cyril Metzger, Maxime Rohart, Fred Blin

Verleih

W-film Distribution

Filmwebsite

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