Vor genau 50 Jahren ist die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann – sie galt vor allem als eine der besten Lyrikerinnen deutscher Sprache seit mindestens 100 Jahren – jämmerlich in ihrer Wohnung in Rom fast verbrannt und wenige Tage später im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen erlegen. Die notorische Kettenraucherin war unter Drogeneinfluss mit einer brennenden Zigarette im Bett eingeschlafen.
Diese tragische Geschichte nahm die renommierte Regisseurin und Drehbuchautorin Margarethe von Trotta zum Anlass, einen besonderen Aspekt aus dem Leben der Schriftstellerin in ihrem Biopic INGEBORG BACHMANN – REISE IN DIE WÜSTE zu inszenieren: Bachmanns leidenschaftliche Amour fou voller Höhen und Tiefen mit dem Schweizer Starautor Max Frisch.
Es gab Zeiten, in denen von Trotta als eine der besten deutschsprachigen Filmemacherinnen galt. Doch diese Tage sind leider längst vorbei – ihr neuer Film ist nur noch ein Abklatsch einstiger Größe. Sorry! Bösartig gesagt: INGEBORG BACHMANN – REISE IN DIE WÜSTE eignet sich leider nur für die „so beliebten“ Schulvorstellungen.
Jahre nach dem bitteren Ende der Liebesbeziehung mit Max Frisch (Ronald Zehrfeld) reist Ingeborg Bachmann (Vicky Krieps) mit dem sehr viel jüngeren Adolf Opel (Tobias Resch) nach Ägypten, um in der Wüste wieder zu sich zu finden. Doch ständig denkt sie zurück an die Jahre mit Max, die die Regisseurin in umständlichen Rückblenden auffächert. Die glückliche Zeit des Kennenlernens, die Jahre in Paris und Zürich. Dort ziehen beide zusammen – doch zwei Schriftsteller in einer kleinen Wohnung: Das kann nicht gut gehen. Ingeborg ist ständig genervt vom lauten Schreibmaschinengeräusch ihres Partners, der das Gerät mit nur einem Finger malträtiert. Und er macht keinen Hehl daraus, dass er sich für den besseren Autor hält. Zudem ist er krankhaft eifersüchtig. Schon Ingeborgs engster platonischer Freund in Rom, der schwule deutsche Komponist Hans Werner Henze (Basil Eidenbenz), hatte versucht, sie aus dieser Beziehung zu befreien. Er hält den Schweizer für einen unerträglichen Macho-Biedermann.
In der Wüste lässt sich Ingeborg von Adolf bis zum Kopf im Sand einbuddeln – doch auch das bringt ihr keinen Erkenntnisgewinn. Mit symbolüberladenen Szenen wie dieser belästigt uns die Regisseurin in den 111 Minuten zu Genüge – das muss nicht sein. Ständig sehen wir Ingeborg Bachmann wie ein Schlot rauchen, einmal fängt sogar ihr Kleid Feuer. Das ist nun wahrlich wie mit dem Holzhammer inszeniert. Ronald Zehrfeld spielt Max Frisch ohne Nuancen wie ein selbstgefälliges Arschloch – und Margarethe von Trotta lässt ihn gewähren. Vicky Krieps – ohne die es offenbar zur Zeit im deutschsprachigen Kino überhaupt nicht geht – macht das Beste aus ihrer schwierigen Rolle. Doch gelegentlich übertreibt auch sie das „over-acting“.
„Der Biedermann und die Brandstifter“ ist der Titel des berühmtesten Theaterstücks von Max Frisch. (Der Autor hatte es zunächst als Hörspiel geschrieben.) INGEBORG BACHMANN – REISE IN DIE WÜSTE ist nicht mehr als eine „biedere“ Filmbiografie über eine große Autorin – und einen Schweizer, der hier völlig unverdient viel zu schlecht wegkommt. Nein, danke!
Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste (Schweiz / Österreich / Deutschland / Luxemburg 2023)
111 Minuten
Drama / Biographie
Margarethe von Trotta
Margarethe von Trotta
Vicky Krieps, Ronald Zehrfeld, Tobias Resch, Basil Eidenbenz, Luna Wedler, Marc Limpach
MFA+ FilmDistribution e.K.