In Zweifel glücklich

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Eigentlich hat Brad (Ben Stiller) alles, um glücklich zu sein: Eine liebende Ehefrau (Jenna Fisher), eine erfüllende Arbeit und einen talentierten Sohn (Austin Abrams). Trotzdem beschleicht ihn ständig das Gefühl, nicht genug erreicht zu haben – im Gegensatz zu seinen früheren Studienfreunden, deren erfolgreiche Karrieren er neidisch aus der Ferne verfolgt. Als er mit seinem Sohn mögliche Colleges an der Ostküste besichtigt, ist eine Begegnung mit einem alten Freund unvermeidlich. Craig (Michael Sheen) ist inzwischen ein gefeierter Buchautor, wodurch Brad sein Mittelklassestatus umso schmerzhafter bewusst wird. Bis er bemerkt, dass es einen Unterschied gibt zwischen einem erfolgreichem Leben und einem glücklichen.

Kritik

Wenn Ben Stiller 102 Minuten darüber sinniert, dass alle anderen es doch besser haben, während wir in jeder Sekunde des Films sehen, dass dem nicht so ist, ist das – gelinde gesagt – ein wenig überflüssig. Fazit: IM ZWEIFEL GLÜCKLICH wäre die richtige Herangehensweise…

Ich bin durchaus ein Freund von Filmen, die keine große Geschichte erzählen, sondern einfach nur ihre Figuren ein Stück ihres Weges begleiten. Die Besonderheit solcher Filme ergibt sich oftmals aus Kleinigkeiten, aus Belanglosigkeit oder aus zufälligen Begegnungen. Den selben Ansatz verfolgte offenbar auch der Regisseur Mike White in IM ZWEIFEL GLÜCKLICH. Aber wer möchte schon die ganze Zeit einem ewigen Zweifler und Nörgler folgen, der ständig geglaubt, er hätte unfassbar viel verpasst.

Natürlich möchte White zeigen, das dieser ganz Selbstzweifel überflüssig ist. Doch er konterkariert Stillers Bewunderung seiner alten Freunde und Weggefährten mit Bildern, die dem Zuschauer sehr schnell klar machen, dass dort mehr Schein als Sein vorherrscht. Warum Stillers Figur das so lange verborgen bleibt, ist absolut schleierhaft. Vielleicht hatte White zu viel Freude daran, ihn leiden zu lassen.

Die Prämisse des Films lässt der deutsche Titel bereits erkennen: Im Zweifel sollte man halt eher glücklich sein mit dem, was man hat. Doch warum muss der Weg zu dieser Erkenntnis so lang und steinig sein?