Der Film der Woche

Gloria Mundi – Rückkehr nach Marseille

13.01.2022

Nicht zu Unrecht gilt Robert Guédiguian als der französische Ken Loach. Seit Jahrzehnten kämpft er in seinen Filmen scheinbar aussichtslos gegen das rechte Europa. Als überzeugter Linker glaubt er unerschütterlich an das Gute im Menschen – und seine Fans geben ihm Recht. Alle seine Melodramen spielen im Arbeitermilieu und (meistens) im Süden Frankreichs. So auch GLORIA MUNDI – RÜCKKEHR NACH MARSEILLE.

Mathilda (Anais Demousier), die auf Probe als Verkäuferin arbeitet, und Nicolas (Robinson Stévenin), der sich als selbstständiger Uber-Chauffeur zu Tode schuftet, bekommen eine Tochter – sehr zur Freude von Mutter Sylvie (Ariane Ascaride), die nachts putzen gehen muss, und Stiefvater Richard (Jean-Pierre Darroussin), Busfahrer in Marseille. Als Mathildas Vater Daniel (Gérard Meylan) nach 20 Jahren aus dem Knast entlassen wird, ist die Familie wieder vereint. Doch eines fehlt: Geld!

GLORIA MUNDI ist ein ständiger Kampf um die täglichen Euro – da hilft auch der halbseidene Schwager nicht weiter, der ein unseriöses Pfandleihgeschäft betreibt. Das Traurige an dem Film ist, was der Regisseur mit analytischer Wucht wie mit einem Skalpell seziert: Diese Familie hat keine Chance. Die Welt ist gegen sie! Als die Not am Größten ist, rafft sich Daniel zu einer Verzweiflungstat auf – und landet wieder im Knast. Diesmal wohl für immer. Wie kann man bloß dieses schreckliche Finale ertragen? Natürlich ist der Titel GLORIA MUNDI der reinste Hohn: Der lateinische Satz lautet „Sic transit gloria mundi“ (So vergeht der Ruhm der Welt). Die Welt ist am Ende. Und genau das zeigt der Regisseur auf erschütternde Weise. Als GLORIA MUNDI 2019 beim Festival in Venedig gezeigt wurde (Ariane Ascaride wurde damals als beste Darstellerin ausgezeichnet), patrouillierten im Film Soldaten wegen Terrorismusgefahr durch die Straßen von Marseille. Und dann kam Corona! Ein sehr bitterer, aber auch grandioser Film!

Trailer

ab12

Originaltitel

Gloria Mundi (Frankreich 2019)

Länge

107 Minuten

Genre

Drama

Regie

Robert Guédiguian

Drehbuch

Serge Valletti, Robert Guédiguian

Darsteller

Ariane Ascaride, Jean-Pierre Darroussin, Gérard Meylan, Anaïs Demoustier, Robinson Stévenin, Lola Naymark, Grégoire Leprince-Ringuet

Verleih

Film Kino Text – Jürgen Lütz eK

Filmwebsite

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