Nach über zwölf Jahren kehrt Louis (Gaspard Ulliel) erstmals nach Hause zurück und versetzt damit seine Familie in helle Aufregung. Doch die anfängliche Freude über die Heimkehr des verlorenen Sohnes und Bruders schlägt schnell um: Alte Wunden brechen auf und bald finden sich alle zurück in alten Mustern, vollkommen unfähig, miteinander zu sprechen. Wird es Louis gelingen das zu tun, wofür er gekommen ist?
Was bleibt, wenn die Worte ein Gespräch unmöglich machen? In EINFACH DAS ENDE DER WELT zeigt und Xavier Dolan eine Familie, in der vor lauter Gerede keinerlei Konversation mehr möglich ist. Ein brillanter Blick auf den Zustand unserer Gesellschaft.
Xavier Dolan war schon immer anders als andere Regisseure. Seine Filme waren intensiv, impulsiv und mitunter auch extrem emotional, aber eigentlich immer extrovertiert. Es waren aber alles ausnahmslos Meisterwerke. Nachdem EINFACH DAS ENDE DER WELT in Cannes Premiere feierte, waren die Stimmen groß, die diesen Film als seinen schwächsten bezeichneten. Einige verrissen ihn sogar vollends. Doch ist ein Film gleich schwächer, nur weil der Regisseur eine andere Richtung einschlägt? Denn was in MOMMY lautstark nach außen getragen wurde, entfaltet sich hier still und leise im Innern.
Louis, gespielt von Gaspard Ulliel, kehrt nach zwölf Jahren zu seiner Familie zurück mit dem klaren Ziel, sie vor vollendete Tatsachen zu stellen. Doch jeder Versuch, das heikle Thema anzusprechen, verpufft im Nichts, während sich alle anderen über Belanglosigkeiten unterhalten und sich dabei in die Wolle bekommen. Die schwere Last von Louis ist dabei ständig in seinem Gesicht zu lesen, sein Kampf, sich in dieser Familie durchzusetzen oder einfach nur einmal zu Wort zu kommen. Gaspard Ulliel spielt diese innere Zerrissenheit mit einer solch starken Mimik, dass er keinerlei Worte benötigt, um uns seinen innerlichen Zustand zu offenbaren. Nur in der eigenen Familie nimmt es niemand wahr.
Und so ist EINFACH DAS ENDE DER WELT vielleicht auch etwas wie der Spiegel unserer heutigen Gesellschaft. Wir sind alle so sehr damit beschäftigt, uns über Banalitäten zu streiten oder auch einfach nur aufzuregen, dass wir den Blick für das Ganze zu verlieren scheinen. Manchmal sollten wir uns eben selbst einfach mal ein wenig zurücknehmen und auf unsere Mitmenschen achten und zuhören, statt uns immer nur auf unseren eigenen Egoismus zu fokussieren.
Juste la Fin du Monde (Kanada / Frankreich 2016)
99 Minuten
Drama
Xavier Dolan
Xavier Dolan, nach einem Theaterstück von Jean-Luc Lagarce
Gaspard Ulliel, Marion Cotillard, Vincent Cassel, Léa Seydoux, Nathalie Baye
Weltkino Filmverleih GmbH