Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr

11.08.2022

874 Meilen, also knapp 1400 Kilometer sind es vom schottischen John O’Groats bis ins englische Land’s End. Nur mit dem Bus legt Timothy Spall diese Strecke in der Tragikomödie DER ENGLÄNDER, DER IN DEN BUS STIEG UND BIS ANS ENDE DER WELT FUHR zurück, die jetzt in unsere Kinos kommt.

Eine entlegene Bushaltestelle im Norden Schottlands. Hier steht der betagte Rentner Tom (Timothy Spall) und wartet auf den örtlichen Bus. Aber dieses Mal will er nicht zum Einkaufen in den Nachbarort, nein, sein Ziel ist Land’s End, der südwestlichste Punkt auf der Karte des britischen Festlandes. Da er als Pensionär die Busse kostenlos nutzen kann, nimmt er die Strapazen auf sich, um seiner verstorbenen Frau einen letzten Wunsch zu erfüllen. Während seiner Reise trifft er auf die unterschiedlichsten Menschen, die Anteil an seiner bewegenden Geschichte nehmen und ihn als „Bushelden“ zur landesweiten Berühmtheit machen.

Wer sich ein wenig in der schottischen und britischen Geographie auskennt, der weiß, dass John O’Groats am nordöstlichsten Zipfel des Festlandes liegt. Weiter nördlich gibt es nur noch die Orkneys und die Shetland Inseln. Was das Paar in jungen Jahren hierher verschlagen hat, enthüllt der Film des Regisseurs Gillies MacKinnon erst nach und nach. Nur eines ist schnell klar: Irgendetwas ist seinerzeit in Land’s End passiert, dass die beiden dazu bewogen hat, sich möglichst weit von diesem Ort zu entfernen. Und was liegt da näher, als das Land einmal komplett zu durchqueren. In Erinnerung und zu Ehren seiner gerade verstorbenen Frau ist es nun sein Ziel, diesen Weg noch einmal genauso zurückzulegen – nur in umgekehrter Richtung.

Vielleicht versucht das Drehbuch von Joe Ainsworth ein bisschen zu sehr, möglichst viele gesellschaftliche Dinge abzuhandeln und verzettelt sich dabei in zu vielen kleinteiligen Geschichten. Doch zum Glück schlägt das nicht allzu sehr zu Buche, denn der wunderbare Timothy Spall spielt den rüstigen Rentner so überzeugend, dass es ein Fest ist, ihm dabei zuzuschauen. Immer etwas grummelig, aber durchaus mit dem Herz am richtigen Fleck – genauso kennen wir Spall aus vielen seiner anderen Rollen.

Um das „Warum“ macht der Film lange ein großes Geheimnis. In kleinen, kurzen Rückblenden offenbart er immer mehr aus der Vergangenheit. Dass sich am Ende die naheliegendste Erklärung als Auflösung präsentiert, ist vielleicht ein wenig enttäuschend, aber nach der für unseren Protagonisten strapazierenden Reise ist das nicht weiter schlimm. Im Original heißt DER ENGLÄNDER, DER IN DEN BUS STIEG UND BIS ANS ENDE DER WELT FUHR übrigens schlichtweg „The Last Bus“, was der ganzen Geschichte sogar noch ein gewisse Doppeldeutigkeit verleiht. Aber egal, immerhin haben wir es hier mit einem hübsch unaufgeregten Film zu tun, der mehrfach überzeugen kann. Wer sich also nach einer Feel-Good-Tragikomödie sehnt, dem sei dieser Film wärmstens ans Herz gelegt.

Trailer

ab12

Originaltitel

The Last Bus (Großbritannien 2021)

Länge

92 Minuten

Genre

Tragikomödie / Drama

Regie

Gillies MacKinnon

Drehbuch

Joe Ainsworth

Original-Stimmen

Timothy Spall, Phyllis Logan, Natalie Mitson, Ben Ewing, Patricia Panther

Verleih

Capelight Pictures Gerlach Selms GbR

Filmwebsite

» zur Filmwebsite

Weitere Neustarts am 11.08.2022