Das Flüstern der Felder

12.09.2024

Was bei dem sensationell erfolgreichen und visuell spektakulären Filmessay „Loving Vincent“ funktioniert hat, gelingt auch in DAS FLÜSTERN DER FELDER. Das geniale Regie-Duo DK und Hugh Welchman hat auch diesmal auf unglaubliche Weise das filmische mit dem malerischen verbunden, indem die beiden einen mit Schauspielern gedrehten Film anschließend von rund 100 bildenden Künstler:innen „übermalen“ ließen. Das Ergebnis ist ein Meisterwerk als Augenweide!

Als Vorlage diente in diesem Fall nicht das Leben von Vincent van Gogh sondern der vierbändige polnische Roman „Die Bauern“ (1902-09), für den Władysław Reymont 1924 den Literatur-Nobelpreis erhalten hatte. Der im Stil des Realismus geschriebene Roman gilt als eines der wichtigsten Werke der polnischen Literatur – quasi als Nationalepos. Im Zentrum steht eine Dorfgemeinschaft und ihre Verflechtung mit der von den Jahreszeiten geprägten Natur.

Ein polnisches Dorf im späten 19. Jahrhundert: Im Mittelpunkt der Handlung steht die junge Magd Jagna (Kamila Urzedowska), die sich – umgeben von einer Aura aus Klatsch und Tratsch – gegen das tief verwurzelte Patriarchat auflehnt. Sie ist Maciej (Mirosław Baka), dem mächtigsten Bauern im Dorf, versprochen, liebt aber dessen rebellischen Sohn Antek (Robert Gulaczyk). Wie kann Jagna diesem Teufelskreis entfliehen?

Diese düstere Geschichte klingt zwar aus heutiger Zeit ein bisschen altmodisch – hat aber auch fast shakepeare-artige Dimensionen. Die polnische Malerin, Animationskünstlerin und Regisseurin DK Welchman (geboren als Dorota Kobiela) und ihr britischer Ehemann Hugh legten in ihren Konzept viel Wert auf den feministischen Aspekt der Story. Doch ihr Hauptaugenmerk lag natürlich in der visuellen Umsetzung. Anders als in „Loving Vincent“, wo in jeder Szene ein bestimmtes Gemälde des niederländischen Meisters im Zentrum stand, ging es den beiden Regisseuren in DAS FLÜSTERN DER FELDER um den Zeitgeist der europäischen Malerei inmitten der Jahrhundertwende – einer Mischung aus Naturalismus und Impressionismus. So strahlt jede Szene, jede Einstellung eine magische Aura aus, ohne sich dabei auf spezielle Bilder zu beziehen. Und dabei haben die vielen beteiligten Malerinnen und Maler ganze Arbeit geleistet. Dieser Film entwickelt eine besondere Strahlkraft, die uns alle verzaubert.

Ein ungewöhnliches Werk zwischen Theatralik, Filmkunst und Gemäldegalerie! Das mag eine Herausforderung sein – doch sie lohnt sich.

Trailer

Im Rahmen der Berichterstattung
ab12

Originaltitel

Chlopi (Polen / Serbien / Litauen 2023)

Länge

115 Minuten

Genre

Drama / Romanze / Animation

Regie

DK Welchman, Hugh Welchman

Drehbuch

DK Welchman, Hugh Welchman, basierend auf dem Roman „Die Bauern“ („Chlopi“) von Władysław Reymont

Darsteller

Kamila Urzedowska, Robert Gulaczyk, Mirosław Baka, Sonia Mietielica, Dorota Stalinska, Ewa Kasprzyk, Cezary Łukaszewicz, Mateusz Rusin

Verleih

Plaion Pictures GmbH

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