Der Film der Woche

Das etruskische Lächeln

12.04.2018

Rory MacNeil (Brian Cox) hat sein ganzes Leben auf der abgelegenen schottischen Insel Vallasay zugebracht. Durch seinen Gesundheitszustand ist er gezwungen, seine geliebte Insel zu verlassen und seinen Sohn in San Francisco zu besuchen. Über die Jahre hat sich Rory von seinem Sohn (JJ Feild) entfremdet und es fällt ihm schwer, einen Zugang zu ihm zu finden. Ganz im Gegenteil zu seinem kleinen Enkelsohn, den er schnell in sein Herz schließt. Und so entdeckt der Querkopf neue Seiten an sich und anderen, und erkennt, dass ein Lächeln selbst den Tod überdauert, wenn man wirklich gelebt hat. 

Kritik

Man muss vermutlich vom Leben extrem enttäuscht worden sein, wenn man dem Film DAS ESTRUSKISCHE LÄCHELN so gar nichts abgewinnen kann.

DAS ETRUSKISCHE LÄCHELN ist ein Film, wie er heute eigentlich viel zu selten gemacht wird, hat uns Brian Cox im Interview verraten. Cox liegen solche kleinen Independant-Filme besonders am Herzen. Sie erreichen vielleicht nicht das ganz große Publikum, aber sie haben das Herz am richtigen Fleck. „Wenn ich sterbe, werde vielleicht eine der besten Retrospektiven überhaupt bekommen, weil die Leute dann eine Menge Film zu sehen bekommen, die sie noch gar nicht kannten“, so Cox. 

Man kann dem Film eventuell vorwerfen, dass er viele Klischees verwendet und man die Geschichte eines griesgrämigen alten Herren, der auf den letzten Metern seines Lebens noch einmal reumütig wird, schon viele Male auf der Leinwand gesehen hat. Aber wenn die Figuren so liebevoll gezeichnet sind, wie in diesem Fall und zudem mit den Klischees gespielt wird, dann ist das in Ordnung. 

Das Besondere an DAS ETRUSKISCHE LÄCHELN ist aber, dass der Film das Wesen der Schotten auf wundersame Weise einfängt. Wer sich einmal die Mühe gemacht hat, das Land zu bereisen und sich mit den Menschen dort unterhalten hat, der entdeckt hier gewisse Wesenszüge wieder. Hinter jedem noch so muffelig daher kommendem Schotten steckt eigentlich immer ein riesiges Herz. Man muss es eben nur zum Erweichen bringen. 

Gedreht wurde der schottische Teil des Films Norden Schottlands. Zum einen in am Sango Dands Strand in Durness, der norwestlichsten Siedlung des britischen Festlandes, und zum anderen auf Ard Neackie am östlichen Ufer im Loch Eriboll. Dabei handelt es sich um ein kleines Stück Land, das von einer Art Nabelschnur aus Sand und Geröll davon abgehalten wird, eine Insel zu sein. Darauf steht das Haus von Brian Cox‘ Figur Rory MacNeill. Beide Orte liegen übrigens direkt an der North Coast 500, einer eindrucksvollen Küstenroute, die von Inverness bis zurück nach Inverness führt. Mehr Infos dazu gibt es unter www.northcoast500.com.

DAS ETRUSKISCHE LÄCHELN bietet uns außerdem noch ein Wiedersehen mit der wunderbaren Rosanna Arquette, die wir gefühlt leider viel zu selten auf der großen Leinwand gesehen haben. Vermutlich liegt das daran, dass sie eine der ersten Frauen war, die sich öffentlich gegen Harvey Weinstein geäußert haben und somit die #MeToo-Debatte überhaupt erst in Bewegung gebracht haben. Das sie dafür weniger Rollenangebote in den USA bekommen hat, ist eine einzige Schande. Um so schöner, sie einem solchen wunderbaren Film zu sehen. 

Der Film spart zudem nicht mit klugen Aussagen, wie „Wenn Du jemanden liebst, dann sag es. Warte nicht auf einen besseren Zeitpunkt, denn er könnte niemals kommen“. Das mag auf einige Menschen vielleicht wie Küchenpsychologie wirken, aber wenn wir einmal darüber nachdenken, ist dann stimmt diese Aussage. Immer. Es sei denn, man ist frustriert und nicht empfänglich für solche Botschaften. Aber dann sollte man vielleicht einfach einmal für zwei Wochen nach Schottland reisen. Das hilft wirklich. Alle anderen schauen einfach diesen Film.

Interview mit Brian Cox

Wir haben uns zur Premiere des Films DAS ETRUSKISCHEN LÄCHELN mit Brian Cox getroffen und mit ihm über die Dreharbeiten, Filmlocations in Schottland, die Schotten und ihren Wunsch nach Unabhängigkeit, den Brexit und die Folgen für die Filmindustrie und vieles mehr gesprochen.

Interview mit Rosanna Arquette

Auch die Schauspielerin Rosanna Arquette stand nochnfilm.de Rede und Antwort. Wir sprachen mit ihr über den Film und ob sie traurig ist, dass sie nicht mit nach Schottland durfte. Außerdem haben wir sie natürlich zur #MeToo-Debatte befragt und ob sich inzwischen tatsächlich etwas verändert hat. 

Trailer

ab6

Originaltitel

The Etruscan Smile (USA 2018)

Länge

107 Minuten

Genre

Drama

Regie

Mihal Brezis, Oded Binnun

Drehbuch

Michael Mcgowan, Michal Lali Kagan, Sarah Bellwood

Darsteller

Brian Cox, JJ Feild, Thora Birch, Peter Coyote, Tim Matheson, Emanuel Cohn, Clive Russell, Josh Stamberg, Treat Williams, Rosanna Arquette

Verleih

Constantin Film Verleih GmbH

Filmwebsite

» zur Filmwebsite

Weitere Neustarts am 12.04.2018