Curveball – Wir machen die Wahrheit

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Eine gelungene Polit-Satire aus Deutschland: Geht das überhaupt? Und ob! In CURVEBALL – WIR MACHEN DIE WAHRHEIT ist Arndt Wolf (Sebastian Blomberg) Biowaffen-Experte beim BND – Schwerpunkt Naher Osten. In den 90er-Jahren erhält er von seinem Vorgesetzten Schatz (Thorsten Merten) den Auftrag, den irakischen Asylbewerber Rafid Alwan (Dar Salim) auszuhorchen, der behauptet, am geheimen Biowaffen-Programm Saddam Husseins beteiligt gewesen zu sein. Rafid – Deckname: Curveball – überrascht Arndt mit der These, dass riesige Lkws kreuz und quer durch den Irak fahren, auf denen Milzbrand-Bakterien produziert werden. Arndts Bericht ist für Schatz ein Fest: „Endlich sind wir den Amis einen Schritt voraus!“ Zu spät merkt Arndt, dass Rafid alle belogen hat – es gibt keine Massenvernichtungswaffen im Irak. Doch die CIA hat längst Wind von der Sache bekommen, und nach 9/11 gibt es kein Zurück mehr. Am Ende liefert sich Arndt ein wildes Verfolgungsrennen mit der CIA in den bayerischen Alpen, und (der echte) Colin Powell faselt im UN-Sicherheitsrat von Irak-Lastern, auf denen Milzbrand-Bakterien produziert werden. Kein Wunder, dass Gerhard Schröder und Joschka Fischer damals bei der Abstimmung mit Nein gestimmt haben. Sie wussten es besser!

Johannes Naber hatte schon mit seinem Naher-Osten-Kammerspiel „Zeit der Kannibalen“ überrascht, jetzt präsentiert er einen deutschen James Bond: ohne Stars, mit brillantem Drehbuch und perfektem Timing. Und noch eine Pointe am Schluss: Wie bringt man einer CIA-Agentin bei, wie man Oberammergau schreibt? Der Film wirbt mit dem Slogan:„Ein wahre Geschichte. Leider.“ Genau!