In den 1970er- und 1980er-Jahren publizierte die Bestsellerautorin – und Katzenliebhaberin – Lee Israel (Melissa McCarthy) Biographien über Berühmtheiten wie Katherine Hepburn, Tallulah Bankhead, Estee Lauder und die Journalistin Dorothy Kilgallen. Als ihre Bücher aus der Mode kam und nicht mehr verlegt wurden, wandte sie sich der Kunst der Täuschung zu und wurde dabei von ihrem treuen Freund Jack (Richard E. Grant) unterstützt.
In CAN YOU EVER FORGIVE ME zeigt Melissa McCarthy endlich einmal, dass sie zu sehr viel mehr fähig ist, als immer dieselben platten Komödien zu drehen…
Lange Zeit war Melissa McCarthy darauf „spezialisiert“, die toughe, meist mundfaule Figur in irgendwelchen uninspirierten Komödien zu spielen. Hin und wieder sah man dann doch ihr wahres Talent durchschimmern, so wie beispielsweise in SPY – SUSAN COOPER UNDERCOVER. Jetzt legt sie mit CAN YOU EVER FORGIVE ME endlich einen Film vor, der vollkommen von ihren bisherigen Werken abweicht – und ihr zu Recht eine Oscar-Nominierung als beste Schauspielerin einbrachte. Denn McCarthy spielt die Rolle der kleinkriminellen Fälscherin mit so viel Inbrunst, dass man es beinahe als eine Art Befreiungsschlag bezeichnen könnte. Sie spielt die Figur nicht nur, nein sie lebt sie förmlich.
Dabei klingt die Geschichte auf den ersten Blick vollkommen unglaubwürdig und man möchte denken, dass sie aus der Feder eines Drehbuchautoren sicherlich von jedem Filmproduzenten abgelehnt worden wäre. Doch sie ist genau so passiert, denn der Film basiert auf der Autobiographie von Lee Israel, die sie 2008 unter dem Titel CAN YOU EVER FORGIVE ME veröffentlicht hatte.
Die hohe Qualität des Filmes hätte man auch schon vorher ausmachen können, schließlich führt hier Marielle Heller Regie, die sich bereits vor vier Jahren für DIARY OF A TEENAGE GIRL verantwortlich zeigte. Heller findet in ihrer Arbeit eine wunderbare Balance zwischen den kriminellen Machenschaften und dem Menschen Lee Israel. Sie zeichnet eine durchaus skurrile Figur, zu der man als Zuschauer aber trotz ihrer falschen Handlungen nie die Sympathie verliert. Und sie zeigt die Wandlung einer dem Alkohol nicht abgeneigten Einzelgängerin zu einem Menschen, der erst lernen muss, sein Leben mit einem anderen Menschen zu teilen. All das verpackt sie in stimmungsvolle Bilder und erreicht so mit ihren tollen Darstellern einen harmonischen Film. Bleibt zu hoffen, dass McCarthy diesen Film als Sprungbrett für weitere, ernsthafte Filme nutzt. Dass sie auch als Charakterdarstellerin mehr als überzeugend sein kann, hat sie zumindest schon mal bewiesen. Und wer weiß, vielleicht kommt ja am kommenden Sonntag noch eine Oscar-Auszeichnung dazu.
Can You Ever Forgive Me (USA 2018)
107 Minuten
Drama
Marielle Heller
Nicole Holofcener, Jeff Whitty, basierend auf dem Buch von Lee Israel
Melissa McCarthy, Richard E. Grant, Dolly Wells, Jane Curtin, Ben Falcone, Anna Deavere Smith, Stephen Spinella
Twentieth Century Fox of Germany GmbH