Künstler-Biographien hat es auf der Leinwand bereits unendlich viele gegeben, doch mit BETTER MAN über einen der größten Entertainer schlägt Regisseur Michael Gracey einen neuen Weg ein: Robbie Williams wird hier von einem Affen dargestellt. Ja, richtig gehört! Ein Affe!
Mit gerade mal 18 Jahren stieß Robbie Williams in den frühen 1990er Jahren zur Boyband „Take That“ und es dauerte nicht lange, bis die Gruppe im Olymp der Popmusik angekommen war. Auch wenn anfangs viele die fünf Jungs noch als „Retortenband“ verspotteten, stellte sich schnell heraus, dass sie sich durchaus von anderen gecasteten Vertretern des Genres abheben. Denn mit Gary Barlow als begnadetem Songschreiber und Robbie Williams als geborenem Entertainer besaß die Band zwei unschlagbare Argumente, mit deren Hilfe sie sich spätestens mit „Back for Good“ als echte Künstler etablierten. Doch das ist nur ein Teil der Geschichte.
Die Idee zu BETTER MAN entstand, als Regisseur Michael Gracey gerade an „The Greatest Showman“ arbeitete und dabei Robbie Williams kennenlernte. Ihm fiel schnell auf, dass Williams nicht nur ein Vollblut-Entertainer war, sondern auch ein begnadeter Geschichtenerzähler. Diese teilweise sehr anrüchigen Storys schrieb Gracey auf und formte daraus letztendlich das nun vorliegende Biopic. Gracey war vor allem davon begeistert, dass es Williams wichtig war, nicht nur die glamourösen Aspekte seines Lebens zu erzählen, sondern auch seine Kämpfe und sein Scheitern.
Aus den Erzählungen Williams‘ entstand irgendwann auch die Idee, die Hauptrolle nicht mit einem Menschen zu besetzen, sondern den Popstar als Affen darzustellen. Schließlich sagte Williams, er fühlte sich durch seine Dyslexie, Legasthenie und Dyskalkulie mitunter wie ein Affe, der nichts kann und lediglich eine Rolle spielt. Doch beinahe jeder in Europa kennt das Gesicht von Robbie Williams, kann da ein Film über ihn ohne ihn überhaupt funktionieren. Kann es, denn Michael Gracey gelingt es, dieses Stilmittel perfekt einzusetzen. Das liegt in erster Linie an Jonno Davies, der hier zwar eine beeindruckende Performance als Robbie Williams abliefert, der aber vermutlich niemals den Ruhm dafür ernten wird, weil er dafür sein Gesicht hergeben musste.
Für die Effekte ist übrigens die neuseeländische Trickschmiede Wētā FX verantwortlich, die neben „Industrial Light & Magic (ILM)“ und „Sony Pictures Imageworx“ zu den Marktführern im Bereich der visuellen Effekte gehört. Diese Qualität is dann auch der zweite wesentliche Punkt, warum die Affen-Idee so unfassbar gut funktioniert.
Bereits im grandiosen „The Greatest Showman“ hat Michael Gracey bewiesen, dass er Musik und Bilder wie kaum ein anderer vermengen kann. Das ist auch in BETTER MAN nicht anders. Kein Wunder, schließlich gibt es in Williams‘ Repertoire so viele großartige Stücke, dass die Auswahl sicherlich nicht einfach war. Doch auch hier wählt Gracey wieder einmal genau nicht den einfachen Weg, sondern greift auch auf unbekanntere Stücke zurück, sofern sie besser zur Handlung passen.
Man muss die Songs von Robbie Williams nicht mögen, um diesen Film zu lieben – es schadet aber auch nicht. BETTER MAN hebt sich eindrucksvoll vom Biopic-Einerlei ab, und genau das ist bereits das Lösen einer Eintrittskarte wert.
Better Man (Australien / USA 2024)
131 Minuten
Biograhie / Drama / Musik
Michael Gracey
Simon Gleeson, Oliver Cole, Michael Gracey
Erik A. Wilson
Jonno Davies, Steve Pemberton, Damon Herriman, Raechelle Banno, Alison Steadman, Kate Mulvany, Tom Budge, Jake Simmance, Liam Head, Chase Vollenweider, Jesse Hyde
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