Anna (Ella Hunt) sehnt ihren Schulabschluss herbei, um endlich die Kleinstadt Little Haven verlassen und die Welt bereisen zu können, während ihr Vater andere Pläne für sie hat und ihr bester Freund John (Malcolm Cumming) nicht weiß, wie er ihr seine Liebe gestehen soll. Und als ob dies in der Vorweihnachtszeit nicht schon genug wäre, erheben sich plötzlich die Toten aus ihren Gräbern und wandeln durch die Stadt. Um ihre Familie und Freunde zu retten, muss sich Anna singend, tanzend und kämpfend ihren Weg durch eine rasant wachsende Horde von Zombies bahnen und sich der entscheidenden Frage des Lebens stellen: High School, Zombies oder Weihnachtskonzerte – was ist das größere Übel?
Das Beste kommt zum Schluss. Und aus Schottland. So wie ANNA UND DIE APOKALYPSE, dem Highschool-Zombie-Weihnachts-Musical aus Glasgow, das mich bereits seit einem halben Jahr nicht mehr loslässt.
Weihnachten kam in diesem Jahr besonders früh, denn bereits im Juni bei etwa 25 Grad Außentemperatur war der Platz vor der Usher Hall im schottischen Edinburgh mit Tannenbäumen, Zuckerstangen, einem Weihnachtschor und Geschenken dekoriert. Ach ja, und Zombies natürlich, die zwischen den erstaunten Besuchern ihr Unwesen trieben – sofern sie nicht angekettet waren. Der Grund war die UK-Premiere von ANNA UND DIE APOKALYPSE, die gerade im Odeon Cinema nebenan im Rahmen des Edinburgh International Film Festivals stattgefunden hatte. Und nur einen Augenblick später fanden sich auch die Darsteller ein, um die eingängigen Songs aus dem Film noch einmal in einer Halb-Playback-Version zum Besten zu geben. Was für ein bizarrer Anblick: Weihnachtsstimmung mitten im Sommer.
Im Anschluss ging es direkt weiter auf die Premierenfeier, auf der sämtliche Darsteller die Songs noch einmal in der Karaoke-Version präsentierten. Mehr als deutlich war dem Team anzumerken, wie viel Herzblut sie in diesen Film gesteckt hatten. Mich haben sie damit auch umgehend angesteckt, denn ANNA UND DIE APOKALYPSE war der einzige Film, den ich mir auf dem Festival gleich zwei Mal restlos begeistert angeschaut habe.
Das Besondere an diesem Film ist, dass er auf allen Ebenen, die er bedient, funktioniert. Die Songs sind eingängig und stark (siehe das Musikvideo zu „Hollywood Ending“ weiter unten), die Darsteller überzeugen allesamt und die Figuren des Films sind weitaus mehr, als nur seelenlose Hüllen. Denn ANNA UND DIE APOKALYPSE nimmt die Sorgen und Ängste der Teenager ernst und liefert so eine gewisse Substanz, die man sonst in solchen Filmen vermisst. Aber auch Splatter-Fans kommen zum Zug, schließlich gibt es genügend abgeschlagene Köpfe und mächtig viel Kunstblut zu sehen.
Dabei war der Weg bis zum fertigen Film ein durchaus langer. Bereits 2011 drehte der Schriftsteller und Regisseur Ryan McHenry den Kurzfilm „Zombie Musical“ (hier gibt es den Kurzfilm zum Anschauen). Schnell war klar, dass der Stoff das Potential für einen Langfilm hatte, doch das sollte McHenry nicht mehr erleben. Er starb am 2. Mai 2015 an einer seltenen Form von Knochenkrebs. Etwas später engagierten die Produzenten den schottischen Regisseur John McPhail und nun dürfen wir den fertigen Film endlich auch in unseren Kinos bewundern.
„Ich liebe Filme, die gute Charaktere haben, sowie Herz und Geschichte“, sagte McPhail bei der Premiere in Edinburgh. Recht hat er, denn genau diese Mischung macht ANNA UND DIE APOKALYPSE so sehenswert. In jeder einzelnen Szene ist spürbar, wie sehr die Macher hinter ihrem Werk stehen. Und der Soundtrack läuft bei mir seitdem rauf und runter. What a time to be alive!
https://youtu.be/0xAk8h4z4lA
Anna and die Apokalypse (Großbritannien 2018)
97 Minuten
Komödie / Musical
John McPhail
Alan McDonald, Ryan McHenry
Ella Hunt, Malcolm Cumming, Sarah Swire, Christopher Leveaux, Marli Siu, Ben Wiggins, Mark Benton, Paul Kaye
Splendid Film GmbH