Sie arbeiten für die gute Sache. Sie sind ein Team von Mitarbeitern für eine internationale Hilfsorganisation. Der gelassene Mambrú (Benicio del Toro) und der Zyniker B (Tim Robbins) haben schon viele dieser Einsätze erlebt. Weder verminte Kühe auf der Straße, Blauhelmsoldaten mit Weisungsbefugnis noch nächtliche Irrfahrten durch schwer zugängliches Gelände können sie aus der Bahn werfen. Als dann aber Sophie (Mélanie Thierry), jung und idealistisch, der Gruppe zugeteilt wird und auch noch Mambrús Ex-Geliebte Katya (Olga Kurylenko) auftaucht, die die Arbeit vor Ort überprüfen soll, ist es mit der Gelassenheit vorbei.
Ein scheinbar kleines Problem – eine Leiche muss aus einem Brunnen entfernt werden, um die Wasserversorgung eines Dorfes zu gewährleisten – entwickelt sich zu einer Mission voller Tücken um Zuständigkeiten, politische Machtspiele und sonstige Irrationalitäten, die das Team bei allen Kontroversen mit viel Gefühl und noch mehr Humor zu bewältigen weiß. Ein perfekter Tag eben.
Wenn der Krieg vorüber ist, schlägt die Zeit der humanitären Hilfsarbeiter. Sie kümmern sich um die Bevölkerung und bauen die Infrastruktur wieder auf. Das das kein einfacher Job ist, zeigt A PERFECT DAY ziemlich eindrucksvoll. Selbst nach dem Ende der Kampfhandlungen tobt der Krieg im Stillen weiter. Verfeindete Dörfer oder Stammesgruppen gönnen dem anderen keinen Zentimeter Land oder wie in diesem Fall einen Brunnen. Die politischen Vertreter nutzen jeden Anlass, um dem Anderen eins auszuwischen und dem Militär sind oftmals die Hände gebunden. Dann scheitert die Räumung eines Brunnens schon mal an so etwas Einfachem wie einem Seil.
Dem täglichen Wahn begegnen die Hilfsarbeiter mit trockenem Humor – wahrscheinlich ist das aber auch der einzige Weg, mit diesen Situationen umzugehen und die Schicksale nicht allzu sehr an sich heran zu lassen. Ansonsten wäre man dieser Herkulesaufgabe menschlich sicher nicht gewachsen.
Léon de Aranoa fängt diesen trockenen Humor, aber auch die Hilflosigkeit der Crew mit eindrucksvollen Bildern ein. Es erfolgt keine Schuldzuweisung, denn ein Schuldiger ist in solchen Situationen oftmals nur schwer auszumachen. Stattdessen setzt der Regisseur auf seine starken Darsteller. Benicio del Toro, Time Robbins und Mélanie Thierry sind hier tatsächlich eine ideale Besetzung und machen den Film erst recht sehenswert. Und wenn man weiß, dass der Regisseur schon oft selbst in diversen Krisengebieten unterwegs war, dann glaubt man ihm diese Geschichte ganz besonders.
In meiner langjährigen Arbeit als Filmkritiker kann ich mich an keinen Film erinnern, bei dem im Anschluss an die Pressevorführung ausnahmslos alle Kollegen einer Meinung waren. A PERFECT DAY bildet hier die ganz große Ausnahme, denn alle an dem Tag anwesenden Kritiker haben den Film als besonders sehenswert eingestuft. Kein Wunder also, dass wir ihn hier zum Film der Woche gemacht haben.
Der spanische Regisseur Fernando Léon de Aranoa legt mit A PERFECT DAY einen vielschichtigen Film vor, der zum Nachdenken anregt, gleichzeitig aber auch einen humorvollen Blick in die Arbeit von Hilfsarbeitern in einem Krisengebiet bietet. Absolut sehenswert!
A Perfect Day (Spanien 2015)
106 Minuten
Drama
Fernando Léon de Aranoa
Fernando Léon de Aranoa, nach dem Roman „Dejarse llover“ von Paula Farias
Benicio del Toro, Tim Robbins, Olga Kurylenko, Mélanie Thierry, Fedja Štukan, Eldar Residovic, Sergi López
X Verleih AG