Der Film der Woche

24 Wochen

22.09.2016

Astrid (Julia Jentsch) und Markus (Bjarne Mädel) stehen mit beiden Beinen fest im Leben. Astrid lebt und liebt ihren Beruf als Kabarettistin, ihr Mann und Manager Markus unterstützt sie besonnen und liebevoll. Doch als die beiden ihr zweites Kind erwarten, wird ihr Leben aus der Bahn geworfen: Bei einer Routineuntersuchung erfahren sie, dass das Baby schwer krank ist. Die Diagnose trifft sie wie das blinde Schicksal, das sie auf sich nehmen müssen. Gemeinsam wollen sie lernen, damit umzugehen. Doch während Heilungspläne, Ratschläge und Prognosen auf sie niederprasseln, stößt ihre Beziehung an ihre Grenzen. Die Suche nach der richtigen Antwort stellt alles in Frage: die Beziehung, den Wunsch nach einem Kind, ein Leben nach Plan. Je mehr Zeit vergeht, desto klarer erkennen sie, dass nichts und niemand ihnen die Entscheidung abnehmen kann, die eine Entscheidung über Tod und Leben ist.

Kritik

24 WOCHEN – das ist frisches, deutsches Kino, das mit einer ungeheuren Wucht einschlägt. Ein Film wie (positiver) Schlag in die Magengrube, der noch lange nachhallt.

Endlich! Endlich traut sich das deutsche Kino mal wieder etwas! 24 WOCHEN greift ein sensibles Thema an, das jeden betreffen kann, aber immer wieder totgeschwiegen wird. Umso besser, dass die Regisseurin Anne Zohra Berrached das endlich einmal thematisiert.

Wie würden wir reagieren, wenn wir erfahren würden, dass unser ungeborenes Kind höchstwahrscheinlich das Down Syndrom aufweisen würde. Wäre uns das egal? Mit Sicherheit nicht. Aber wie würden wir uns entscheiden? Behalten wir das Kind und lieben es, so wie jedes andere „normale“ Kind auch? Oder entscheiden wir uns für eine Abtreibung, die in einem solchen Fall sogar noch nach der 24. Schwangerschaftswoche möglich ist?

Immer, wenn wir glauben, unsere Entscheidung gefällt zu haben, kommt Anne Zohra Berrached mit einer anderen Information um die Ecke, durch die unser gerade gefasster Entschluss ins Wanken gerät. 24 WOCHEN nimmt den Zuschauer mit auf eine beeindruckende Achterbahnfahrt der Gefühle, in der es immer schwieriger wird, eine Entscheidung zu treffen. Das liegt natürlich nicht ausschließlich an der wunderbaren Umsetzung, sondern auch an den beiden Hauptdarstellern Julia Jentsch und Bjarne Mädel, die hier äußerst überzeugend agieren.

Dass es für den Zuschauer im weiteren Verlauf immer schwieriger wird, zu erfassen, was denn nun „richtig“ oder „falsch“ ist, macht die Besonderheit des Films aus. Eine Hebamme fasst daher kurz vor Ende des Films die Situation und damit den gesamten Film nahezu perfekt zusammen: „Du kannst eine solche Entscheidung nur treffen, wenn Du sie treffen musst!“ Wie viel Wahrheit in diesem Satz steckt, ist spätestens dann klar, wenn der Vorhang im Filmtheater fällt, der Film unsere Köpfe aber trotzdem nicht verlässt.

Trailer

ab12

Originaltitel

24 Wochen (Deutschland 2015)

Länge

102 Minuten

Genre

Drama

Regie

Anne Zohra Berrached

Drehbuch

Carl Gerber, Anne Zohra Berrached

Darsteller

Julia Jentsch, Bjarne Mädel, Emilia Pieske, Johanna Gastdorf, Maria Dragus, Mila Bruk, Sabine Wolf, Karina Plachetka

Verleih

Neue Visionen Filmverleih GmbH

Filmwebsite

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