The Great Wall

12.01.2017

Eine sagenumwobene Mauer, eine uralte Legende. Im Alten China sieht sich eine furchtlose Streitmacht einem schier übermächtigen Gegner gegenüber, der das Schicksal der gesamten Menschheit bedroht. Jetzt ist die chinesische Mauer als größtes Bauwerk der Menschheitsgeschichte Schutzwall und ultimative Waffe zugleich, um im Kampf gegen die unheimliche Bedrohung bestehen zu können. 

Kritik

Was? Schon vorbei? Meh. Hä? Aber, da waren doch so viele gute Anfänge, so viele offene Fragen, so ein guter Regisseur, so viele Erwartungen! Letztere sollte man jedenfalls eher nach unten korrigieren, wenn man vorhat THE GREAT WALL zu sehen.
Dieser Streifen ist ein schönes Beispiel dafür, dass stylishe Kung Fu-Kampfaction, gepaart mit massivem Farb-Dauerfeuer den geneigten Zuschauer nicht automatisch in die sonst so Yimou-typische wohlige Zauber-Atmosphäre taucht, die seine Filme ansonsten ausmachen. Natürlich leckt das Auge das ein oder andere Mal Zucker von der Leinwand und William Garin (Matt Damon) und Pero Toval (Pedro Pascal) geben zwar ein einigermaßen glaubwürdiges Kumpelpaar ab, aber ansonsten glaubt man dem Film wenig. Es ist einem sogar furchtbar egal, wenn ranghohe Offiziere des chinesischen Mauerpersonals ins Gras beißen. Auch steht der Pomp der folgenden Beerdigungszeremonie umgekehrt proportional zum eigenen Mitgefühl. Die Bedrohung durch Spaceviecher, deren Herkunft nur ungenügend erklärt wird, hat eher ein schales Zombie/Alien-Geschmäckle und wieso die Dullis jetzt erst (nach 60 Jahren Pause) wieder angreifen, weiß auch kein Mensch. Wenn doch die chinesische Mythologie wenigstens von Fabelwesen durchdrungen wäre, die für eine authentische Bedrohung herhalten könnten – aber leider ist das ja nicht der Fall.

*hust* DRACHEN *hust*

Auch ansonsten hatte THE GREAT WALL im Vorfeld einen schwierigen Start. Einem Whitewashing-Vorwurf musste sich der Film bereits stellen, denn die Protagonisten in dieser in China (Überraschung!) angesiedelten Actionklamotte sind nun mal Amerikaner. Meiner Meinung nach ist dieser Vorwurf jedoch nicht gerechtfertigt, denn Matt Damon und Pedro Pascal spielen nun mal europäische Glücksritter, deren Geschäftssinn sie nach China trägt, um dort an das (lukrative) Geheimnis um das Schwarzpulver zu gelangen. Somit wurden keine Rollen, die offensichtlich eher chinesischen Schauspielern zugedacht hätten werden müssen, durch „weiße“ Schauspieler ersetzt, wie z.B. bei PRINCE OF PERSIA oder GODS OF EGYPT geschehen. Korrigiert mich gerne in den Kommentaren, wenn Ihr das anders seht, ich halte das für ein wichtiges Thema.

Letztendlich fühlt sich THE GREAT WALL an, als ob Zhang Yimou zugunsten breitbandiger Hollywood-Vollabdeckung nahezu alle Elemente hat fallen lassen, die chinesisches Kino so besonders und vielschichtig machen. Viel verschenktes Potenzial, flache Charaktere, eine Story ohne Pfiff und Metaebenen. Auch Matt Damon hat sich irgendwie keinen Gefallen mit THE GREAT WALL getan – jedenfalls will ich nicht in seiner Haut stecken, während er in tausend Interviews diesen Film schönreden muss. Aber wie sagt der Volksmund so schön: Damon lügen nicht.

Trailer

ab12

Originaltitel

The Great Wall (China / USA 2016)

Länge

103 Minuten

Genre

Fantasy

Regie

Zhang Yimou

Drehbuch

Max Brooks, Edward Zwick, Marshall Herskovitz

Darsteller

Matt Damon, Jing Tian, Pedro Pascal, Willem Dafoe, Hanyu Zhang, Eddie Peng, Lu Han, Kenny Lin, Junkai Wang, Zheng Kai, Cheney Chen, Xuan Huang, Andy Lau

Verleih

Universal Pictures International Germany GmbH

Filmwebsite

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