Mirko Talhammer (Lucas Gregorowicz) ist fassungslos, als zwei sonderbare Typen in seinem feinen Hamburger Versicherungsbüro auftauchen und ihn per Kopfnuss daran erinnern, wo er eigentlich herkommt: von einem Schrottplatz in der Provinz. In dieser Welt zählt nicht die große Karriere, hier sind andere Dinge wichtig: das Schrotten, die Familie und ab und zu eine gepflegte Schlägerei. All das hatte Mirko hinter sich gelassen, doch sein Vater macht ihm noch im Tod einen Strich durch die Rechnung und vererbt ihm den heruntergewirtschafteten Schrottplatz – zusammen mit seinem Bruder Letscho (Frederick Lau). Der ist immer noch stinksauer, dass Mirko den Clan damals im Stich gelassen hat. Schnell wird den Brüdern allerdings klar, dass die Talhammers nur eine Zukunft haben, wenn sie sich zusammenraufen und den letzten waghalsigen Plan ihres Vaters gemeinsam verwirklichen: einen Zugraub im ganz großen Stil! Der Coup an sich ist schon ein Himmelfahrtskommando, doch dann kriegt auch noch Kercher (Jan-Gregor Kremp), der ärgste Konkurrent der Talhammers, Wind von der Sache…
Das ist das Schöne am Kino: SCHROTTEN! Was sich anhört, wie ein undefinierbarer Film mit einem seltsam anmutenden Titel, entpuppt sich plötzlich als freche Heist-Komödie mit dem Herz am richtigen Fleck.
Was für ein Druck auf diesem Mann lasten muss, kann man sich nur schwer vorstellen. Als sich Max Zähle 2010 mehrere Monate in Kalkutta aufhielt, um RAJU, seinen Abschlussfilm des Regie-Studiums an der Hamburg Media School zu drehen, ahnte er vermutlich kaum, was darauf folgen würde. Der Film erhielt weltweit diverse Auszeichnungen und wurde als Krönung mit dem Studenten-Oscar ausgezeichnet. Jetzt folgt mit SCHROTTEN! sein lang ersehntes Langfilmdebut.
Und das hat es in sich. SCHROTTEN! WAs oll das überhaupt bedeuten, dachten sich Lucas Gregorowicz und Anna Bederke, als sie das Drehbuch zum ersten Mal in den Händen hielten. Aber genauso außergewöhnlich wie der Titel war der Inhalt und so wollten beide sofort dabei sein, wie sie uns im Interview verraten haben.
SCHROTTEN! wartet mit kantigen Charakteren auf, wie man sie vermutlich nur in der norddeutschen Tiefebene antrifft. Menschen mit Kotterschnauze, die aber ihr Herz immer noch am rechten Fleck haben. So etwas kann nicht jeder spielen und so hat Zähle seinen Film mit Frederick Lau, Anna Bederke, Lucas Gregorowicz und vielen Anderen bis auf die letzte Nebenrolle perfekt besetzt.
Anfangs beginnt SCHROTTEN! wie ein typischer Familienfilm. Ein Bruder, der sich von der restlichen Familie im Laufe der Jahre entfernt hat, wird gezwungen, sich aufgrund eines Todesfalles wieder mit seinen lieben Nächsten auseinanderzusetzen. Das war schon die Ausgangslage vieler Filme in der Vergangenheit. Vermutlich hätte (beinahe) jeder andere Regisseur genau so weitergemacht und auf Sicherheit gespielt. Nicht so Max Zähle. Mehr und mehr entfernt er sich vom Familienfilm hin zu einem Heist-Film. Was dieses Schrotthändler-Familie plant, um die eigene Existenz – zugegeben illegalerweise – zu retten, ist so abgefahren, dass es dem Film gewissermassen ein Alleinstellungsmerkmal gibt.
Natürlich siegt am Ende die Familie. Denn Familie ist nun mal alles, was zählt. Wenn der Weg dorthin aber so aufregend und spannend inszeniert ist, wie SCHROTTEN!, dann sollten wir alle in die Kinos strömen und diesen herzensguten Film schauen. Es gibt schließlich von dieser Sorte viel zu wenige zu sehen.
Zum Kinostart der Komödie SCHROTTEN! haben wir den Regisseur Max Zähle und die Darsteller Anna Bederke und Lucas Gregorowicz zum Interview getroffen und mit ihnen über Bahngleise im Wald, aussterbende Schrotthändler und eine gute Rolle für Til Schweiger gesprochen.
Schrotten! (Deutschland 2016)
102 Minuten
Komödie
Max Zähle
Max Zähle, Johanna Pfaff, Oliver Keidel
Lucas Gregorowicz, Frederick Lau, Anna Bederke, Lars Rudolph, Heiko Pinkowski, Jan-Gregor Kremp, Rainer Bock, Alexander Scheer, Aaron Hilmer, Sarah-Rebecca Gerstner, Michael von Rospatt, Michael Lott, Henning Peker, Kalli Struck
Port au Prince Pictures GmbH