Einen Diktator filmisch ins Lächerliche zu ziehen, kann funktionieren – kann aber auch gründlich in die Hose gehen. Und genau das ist in PUTIN von Patryk Vega sogar wörtlich gemeint…
Als Charlie Chaplin 1940 seine geniale Hitler-Parodie „Der große Diktator“ in die Kinos brachte, wusste man in den USA noch nichts von Massenmorden an der jüdischen Bevölkerung in Europa. Nur deshalb hatte der Film damals sein Publikum gefunden – und findet es noch heute, obwohl wir inzwischen alle Gräueltaten des Genozid- und Kriegsverbrechers Adolf Hitler kennen. Nie zuvor oder danach wurde ein in der Öffentlichkeit stehender Mensch so gnadenlos verhohnepipelt wie Anton Hynkel alias Adolf Hitler.
Ähnliches hatte der polnische Regisseur Patryk Vega im Sinn, als er sein Pseudo-Biopic über den wohl meistgehassten Menschen unserer Tage vorbereitete. Spätestens seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine vor drei Jahren wird Russlands Präsident Wladimir Putin weltweit geächtet – und Vega wollte diese „Unperson“ in PUTIN spektakulär bloßstellen – in einer Mischung aus Wahrheit, „Fakenews“ und absurder Fantasie, wobei die Übergänge natürlich fließend sind. Mithilfe der inzwischen (fast) perfektionierten Deepfake-KI-Technologie schlüpfte der Schauspieler Sławomir Sobala in die Rolle des Diktators – und wir sehen 109 Minuten lang in das ziemlich echte Gesicht Putins.
2026: In einem Krankenhaus siecht der deutlich gealterte und offensichtlich schwachsinnige russische Präsident Wladimir Putin dahin. Sabbernd und in Windeln suhlt sich der Despot buchstäblich in seiner eigenen Scheiße. Mit Drogen versuchen die Ärzte verzweifelt, dieses menschliche Wrack am Leben zu erhalten.
Dann setzen die Rückblenden ein: Putins Jugend in Leningrad, seine Jahre als KGB-Agent in Dresden, die Arbeit unter Jelzin in Moskau und schließlich die Machtübernahme im Jahr 2000. Es folgen der Beginn des Tschetschenienkriegs, das Desaster bei dem Geiseldrama in einem Moskauer Theater, die Annexion der Krim und schließlich der Angriff auf die Ukraine.
Subtil in der Wahl seiner Mittel war Patryk Vega noch nie – so auch hier nicht. Einige seiner Filme – wie etwa „Small World“ (2021) – fanden sogar den Weg in unsere Kinos. Doch auch in seiner Heimat ist der Pole ziemlich umstritten – so wurde er dort mehrfach als schlechtester Regisseur ausgezeichnet. In PUTIN rennt er mit seiner grobschlächtigen Mischung aus übertriebener Albernheit und deftiger Vulgarität natürlich offene Türen ein. Aber darf man diesen monströsen Politiker wirklich auf eine Lachnummer reduzieren?
So bleibt PUTIN der gescheiterte Versuch einer grellen Polit-Satire über einen selbstherrlichen Machtmenschen, der keinerlei Skrupel kennt. Wir Putin-Gegner erfahren hier wenig Neues, und die Putin-freundlichen deutschen Parteien und deren Anhänger werden an dieser polemischen Geschichtsklitterung wenig Freude haben. Immerhin durfte der deutsche Schauspieler Thomas Kretschmann in einer wichtigen Nebenrolle als General mitwirken.
Putin (Polen 2024)
109 Minuten
Biographie / Action / Thriller
Patryk Vega
Patryk Vega
Michał Gościk
Sławomir Sobala, Thomas Kretschmann, Justyna Karłowska, Tomasz Dedek
Kinostar Filmverleih GmbH