Der Film der Woche

Lucky

08.03.2018

Lucky ist ein 90-jähriger Eigenbrötler, Atheist und Freigeist. Er lebt in einem verschlafenen Wüstenstädtchen im amerikanischen Nirgendwo und verbringt seine Tage mit bewährten Ritualen – Yoga und Eiskaffee am Morgen, philosophische Gespräche bei Bloody Mary am Abend. Bis er sich nach einem kleinen Unfall seiner Vergänglichkeit bewusst wird. Zeit dem Leben noch einmal auf den Zahn zu fühlen. 

Kritik

„Es gibt nur eines, was schlimmer ist als peinliches Schweigen: Smalltalk!“. Diese und andere Weisheiten bietet uns John Carroll Lynch in seinem wunderbaren Regiedebut LUCKY.

John wer? Diese Frage stellt sich vermutlich fast jeder, der den Namen John Carroll Lynch hört oder liest. Dabei ist der 54-jährige absolut kein unbeschriebenes Blatt. Nein, er ist nur bislang meist immer der unliebsame Nebendarsteller gewesen, dessen Gesicht jeder kannte, dem man aber partout keinen Namen zuordnen konnte. Das wird sich zwar auch mit LUCKY vermutlich nicht ändern, aber immerhin setzt Lynch hier dem im vergangenen Herbst verstorbenen Harry Dean Stanton ein äußerst sehenswertes Denkmal. 

Dass sich Stanton mit 91 Jahren noch mal vor eine Kamera stellen würde, hätte vermutlich niemand geahnt. Schließlich hatte er bis dahin bereits über 200 Filme gedreht, darunter solch bekannte wie PARIS, TEXAS. Vielleicht ahnte er aber bereits, dass dies sein letztes Werk ist und was würde da besser passen, als die Geschichte eines alten Mannes, der sich seiner Sterblichkeit bewusst wird. Als LUCKY im Oktober 2017 das Filmfest Hamburg eröffnete, da war Harry Dean Stanton noch keine drei Wochen tot. Doch Lynchs Werk mindert die Trauer ein wenig, denn diesen Film als Denkmal zu bezeichnen, wäre sogar noch untertrieben.

John Carroll Lynch feiert mit LUCKY die Langsamkeit. Er scheint seinen Film förmlich an die Geschwindigkeit seines Hauptdarstellers anzupassen. Zusammen mit der vorherrschenden Melancholie und des trockenen Humors ist dabei eine Filmperle entstanden, die es wert ist, auf der großen Leinwand entdeckt zu werden. Es geschieht nicht wirklich viel in den 88 Minuten, aber die wenigen Ereignisse erzählt LUCKY mit einer solchen Eindringlichkeit, wie es manche anderen Filme selbst mit Überlänge nicht vermittelt bekommen. So sehen Meisterwerke aus. 

Interview

Am 5. Oktober 2017 hat LUCKY das Filmfest Hamburg eröffnet. Am darauffolgenden Tag stand mir der Regisseur John Carroll Lynch Rede und Antwort:

Trailer

ab0

Originaltitel

Lucky (USA 2017)

Länge

88 Minuten

Genre

Drama

Regie

John Carroll Lynch

Drehbuch

Logan Sparks, Drago Sumonja

Darsteller

Harry Dean Stanton, David Lynch, Ron Livingston, Ed Begley Jr., Tom Skerritt, Barry Shabaka Henley, James Darren, Beth Grant

Verleih

Alamode Filmdistribution OHG

Filmwebsite

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