Pi Patel ist der Sohn eines indischen Zoodirektors. Eine Katastrophe führt dazu, dass er mitten auf dem Ozean, abgeschnitten von der Außenwelt, in einem Rettungsboot dahintreibt. Dieses teilt er sich mit dem einzigen anderen Überlebenden: einem furchteinflößenden bengalischen Tiger namens Richard Parker, zu dem er eine wundersame und unerwartete Verbindung aufbaut. Pi nutzt seinen ganzen Einfallsreichtum, um den Tiger zu trainieren, seinen Mut, um den Elementen zu trotzen, und schlussendlich seinen Glauben, um die Kraft aufzubringen, sie beide zu retten. Die schicksalhafte Reise des Teenagers wird dabei zunehmend ein episches Abenteuer voller gefährlicher Entdeckungen und Erlebnisse.
Mehr als sieben Millionen Mal hat sich der Roman des Kanadiers Yann Martel bislang weltweit verkauft und jahrelang die Bestsellerlisten angeführt. Nun hat sich Ang Lee (TIGER & DRAGON, 2000, BROKEBACK MOUNTAIN, 2005) dem Stoff angenommen, der bislang als unverfilmbar galt. Herausgekommen ist dabei ein wahres Meisterwerk, das sowohl in erzählerischer, als auch in optischer Weise mehr als überzeugt.
Als der erste Trailer erschien war mir persönlich lange Zeit nicht klar, wie man aus einer solch „einfachen“ Geschichte, mehr als zweistündigen Film machen kann. Doch wie Ang Lee diese erzählt und wie man als Zuschauer in den Film „hineingezogen“ wird, ist schlichtweg beeindruckend. Zu keinem Zeitpunkt fragt man sich, ob der Tiger wirklich echt ist oder nur dem Computer entstammt – letzteres ist übrigens der Fall – und durch die phänomenalen 3D-Effekte wähnt man sich als Zuschauer als dritter Passagier in dem kleinen Rettungsboot.
Je mehr sich die Handlung weiter entwickelt, je mehr wir über das schwierige Zusammenleben auf dem Boot erfahren, desto stärker fühlt man sich mit dem Protagonisten verbunden.
Seine vollständige Kraft entfaltet der Film allerdings, wenn er die Geschichte „auflöst“. Mit voller Wucht prallt die „neue Wahrheit“ dem Zuschauer ins Gesicht und lässt ihn den Film, der bis dahin bereits überwältigend war, noch einmal in einem völlig neuen Licht sehen. Ein solche Kraft hat ein Film in letzter Zeit selten gehabt.
Mut, Inspiration, Hoffnung und der unglaubliche Überlebenswille eines jungen Mannes – all das vereint Ang Lee zu einem cineastischen Meisterwerk, den man keinesfalls auf der großen Leinwand verpassen sollte.
Life of Pi (USA 2012)
127 Minuten
Drama
Ang Lee
David Magee, nach dem Roman von Yann Martell
Suraj Sharma, Irrfan Khanm Tabu, Rafe Spell, Gérard Depardieu
Twentieth Century Fox of Germany GmbH