Der Film der Woche

Ich und Kaminski

17.09.2015

Deutschland kurz vor der Jahrtausendwende. Sebastian Zöllner (Daniel Brühl), Kunstjournalist und Meister der Selbstüberschätzung, plant seinen großen Coup: ein Enthüllungsbuch über den legendären, aber fast vergessenen Maler Manuel Kaminski (Jesper Christensen), Schüler von Matisse und Freund von Picasso, der einst als „blinder Maler“ Berühmtheit erlangte. Der skrupellose und ehrgeizige Karrierist macht sich auf den Weg zu dem entlegenen Chalet hoch oben in den Alpen, wo der greise Künstler zurückgezogen und von Vertrauten abgeschirmt lebt. Er dringt in Kaminskis Haus, Leben und Vergangenheit ein und nimmt ihn kurzerhand mit auf eine halsbrecherische und irrwitzige Reise zu dessen tot geglaubter Jugendliebe. Unterwegs will er ihm mit List und Dreistigkeit seine Geheimnisse entlocken. Aber bald muss er feststellen, dass er dem Alten, ob blind oder nicht, in keiner Weise gewachsen ist.

Kritik

In ICH UND KAMINSKI zeigt Daniel Brühl wieder einmal, warum er aktuell zu den besten deutschen Schauspielern gehört und selbst Hollywood sich nach ihm sehnt. Brühl spielt den überheblichen und arroganten Kunstjournalisten mit solch einer Inbrunst, dass es eine wahre Freude ist, ihm dabei zuzusehen.

Eigentlich gönnt man Brühls Figur von vorn herein ihr letztendliches Scheitern, schließlich lässt sie kein Fettnäpfchen aus, um sich beim Publikum unbeliebt zu machen. Hier ist der Filmtitel ICH UND KAMINSKI Programm, denn nicht umsonst beginnt dieser mit dem „Ich“.

Wenn sich die auf den ersten Blick so verschiedenen Charaktere (Zöllner und Kaminski) in der zweiten Hälfte auf einen Roadtrip begeben, wird dem Zuschauer langsam klar, dass sich die beiden doch gar nicht so sehr von einander unterscheiden, als man anfangs dachte. Wenn sie sich am Ende im Angesicht ihres eigenen Scheiterns und der Offenbarung der eigenen Lebenslügen dann tatsächlich ein wenig annähern, ist das ganz große und sehenswerte Filmkunst.

Trailer

ab6

Originaltitel

Ich und Kaminski (Deutschland / Belgien 2015)

Länge

123 Minuten

Genre

Komödie

Regie

Wolfgang Becker

Drehbuch

Thomas Wendrich, nach dem gleichnamigen Roman von Daniel Kehlmann

Darsteller

Daniel Brühl, Jesper Christensen, Amira Casar, Denis Lavant, Jördis Triebel, Geraldine Chaplin, Jan Decleir, Jacques Herlin, Lucie Aron, Viviane de Muynck, Josef Hader, Bruno Cathomas, Stefan Kurt, Anne Morneweg, Karl Markovics, Peter Kurth, Milan Peschel

Verleih

X Verleih AG

Filmwebsite

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