Während einer Parisreise im Jahr 1964 wird der junge Schriftsteller und Kunstliebhaber James Lord (Armie Hammer) von seinem Freund gefragt, ob er ihm für ein Porträt Modell sitzen würde. Geschmeichelt und fasziniert sagt er zu, denn es handelt sich dabei um niemand geringeren als Alberto Giacometti (Geoffrey Rush). Lord hat keine Ahnung, worauf er sich da eingelassen hat. Schon bald erhält der junge Amerikaner Einblicke in den faszinierenden, intensiven, wunderschönen und stellenweise völlig chaotischen und irritierenden Schaffensprozess des weltbekannten Künstlers. Das Bild will nicht fertig werden, und aus Tagen werden Wochen. Termine werden verschoben, weil der Meister gerade nicht in Stimmung ist, oder lieber bei Rotwein im Bistro sitzt, als seiner Kunst nachzugehen. Weil er ganze Gesichtszüge wieder übermalt oder gar absolut an seinem Werk zweifelt. Oder erst einmal Konflikte zwischen Ehefrau und Geliebter gelöst werden müssen…
Sein Interesse am Künstler Alberto Giacometti begann bereits vor mehr als 25 Jahren. Doch erst jetzt machte Stanley Tucci daraus einen Film: FINAL PORTRAIT.
Beim Edinburgh International Film Festival stellte Tucci seinen Film FINAL PORTRAIT persönlich vor und stand zudem in einem 90-minütigen In-Person-Event dem Publikum Rede und Antwort. Dabei geriet der Film, wegen dem er eigentlich in die schottische Stadt gereist war, sehr schnell in den Hintergrund. Kein Wunder, ist der Mensch Stanley Tucci doch allein schon interessant genug. Ein äußerst sympathischer Mensch, der sich selbst trotz des Erfolges nicht allzu ernst nimmt, sondern über sich selbst lachen kann. Tucci sprach über sein Leben, die Höhen und Tiefen, interessante, aber auch weniger spannende Projekte und vieles mehr – aber immer mit einem lockeren Spruch auf den Lippen. Kein Wunder, dass man ihm nach solch einem Erlebnis einen guten Film wünscht.
Eigentlich kann man keine negativen Punkte an einem Film finden, wenn der Mensch dahinter so unfassbar sympathisch ist. Und doch hat mich FINAL PORTRAIT nicht hundertprozentig überzeugen können. Dabei ist der Film keinesfalls misslungen, nein, ganz im Gegenteil. Kunstinteressierte Menschen dürften daran sicherlich ihren Gefallen finden. Mir persönlich war die Handlung etwas zu zäh und zu repetitiv. Schließlich geht es einzig und allein darum, wie sich das Erschaffen dieses einen Kunstwerks immer und immer wieder verschiebt, bzw. in die Länge zieht. Zwar erfährt man hier und dort ein wenig mehr über die Figuren, aber irgendwie war das nicht genug.
Über die technische Umsetzung, die Kamera, den Ton, die Darsteller oder den Schnitt hingegen lässt sich nichts Negatives sagen. Aber mit ein wenig mehr Handlung hätte daraus durchaus auch ein Meisterwerk werden können.
Vielleicht war auch einfach die Konkurrenz in Edinburgh zu groß, so dass ein überdurchschnittlicher Film weniger gut aussieht, als all die sensationellen Werke, die es beim dortigen Festival zu sehen gab. Vielleicht schaue ich irgendwann auf diesen Film zurück und frage mich, wie ich zu dieser Bewertung gekommen bin. Aber so ist es nun mal mit Filmen: die Umgebung, die Zeit und die eigene Stimmung zum Zeitpunkt der Sichtung ist nicht immer unerheblich.
Final Portrait (Großbritannien 2017)
94 Minuten
Drama / Biographie
Stanley Tucci
Stanley Tucci
Geoffrey Rush, Armie Hammer, Tony Shalhoub, Sylvie Testud, Clémence Poésy, James Faulkner, Kerry Shale, Annabel Mullion, Tim Dreisden, Takatsuna Mukai, Philippe Spall, Gaspar Caens
Prokino Filmverleih GmbH