Ernest Cole: Lost and Found

17.04.2025

Ein heute fast vergessener Fotograf aus Südafrika und 60.000 seiner Fotonegative, die jahrzehntelang in einem schwedischen Banksafe schlummerten – das ist eine Geschichte, die das Leben schrieb. Und genau diese Geschichte erzählt der preisgekrönte Regisseur Raoul Peck in ERNEST COLE: LOST AND FOUND, der in Cannes als Bester Dokumentarfilm ausgezeichnet und auch beim Filmfest Hamburg gezeigt wurde.

Ernest Cole wurde 1940 in der Nähe von Pretoria als Teil der farbigen Mehrheit in Südafrika geboren und starb im Alter von nur 49 Jahren 1990 in New York an Krebs. Der politisch engagierte Fotograf kämpfe sein Leben lang gegen die Apartheid in seinem Land. Mit seinem 1967 veröffentlichten Fotobuch „House of Bondage“ führte er der Weltöffentlichkeit die rassistische Realität in seiner Heimat schonungslos vor Augen.

Doch das weiße Regime wehrte sich, und Cole wanderte in die USA aus. Sein Leben und seine Arbeit gerieten in den 1980er-Jahren in Vergessenheit. So wusste niemand, dass er den Kampf gegen die Unterdrückung nie aufgab. Sein neues Ziel war, das Leben der Afroamerikaner im den Südstaaten fotografisch zu dokumentieren.

Erst 2017 entdeckte man durch einen Zufall in einem schwedischen Banksafe den künstlerischen Nachlass von Ernest Cole – 60.000 Fotonegative (!). Regisseur Raoul Peck („I Am Not Your Negro“) erfuhr davon, und er kontaktierte Coles noch lebende Verwandte – Startschuss für ein ungewöhnliches Projekt.

Denn ERNEST COLE: LOST AND FOUND ist kein gewöhnlicher Dokumentarfilm. Peck wählte einen auf den ersten Blick irritierenden Ansatz: Basierend auf Coles erhaltenen Notizen schrieb der Regisseur sein Drehbuch als (fiktive) Autobiografie, die der Schauspieler LaKeith Stanfield als Cole selbst mit Voice-over-Stimme in der Ich-Form vortrug. Diese poetische Überhöhung ist natürlich gewöhnungsbedürftig – und auch ich bin nicht ganz überzeugt.

So bleiben vor allem die überwältigenden Fotos eines kämpferischen Lebens in Erinnerung, die Peck uns in großer Auswahl präsentiert – Bilder der Unterdrückung, Bilder der Ausgrenzung, Bilder der Schande. Eben Bilder der Unmenschlichkeit!

Trailer

Im Rahmen der Berichterstattung
ab12

Originaltitel

Ernest Cole: Lost and Found (Frankreich / USA 2024)

Länge

111 Minuten

Genre

Dokumentation

Regie

Raoul Peck

Drehbuch

Ernest Cole, Raoul Peck

Kamera / Director of Photography (DOP)

Wolfgang Held, Moses Tau, Raoul Peck

Original-Stimmen

Stimme Ernest Cole: LaKeith Stanfield

Verleih

Salzgeber & Co. Medien GmbH

Filmwebsite

» zur Filmwebsite

Weitere Neustarts am 17.04.2025