Der Film der Woche

Drecksau

17.10.2013

Detective Sergeant Bruce Robertson (James McAvoy) ist depressiv, intrigant, versoffen und korrupt. Er hasst Frauen, Schwule und überhaupt alle Menschen, schnupft Kokain und vögelt die Gattin seines Kollegen. Was soll die Polizei von Glasgow bloß mit einer Drecksau wie ihm machen? Befördern! Zumindest träumt er davon. Denn wenn er den jüngsten Mordfall löst und dadurch die Karriereleiter hochfällt, kehrt seine Frau zu ihm zurück. Bestimmt. Denkt er. Doch ist das Leben tatsächlich so leicht? Und ist Bruce wirklich der coole Typ, für den er sich hält? Die Antwort kennt nicht mal sein Psychiater. 

Kritik

Dieser Mann ist im wahrsten Sinne des Wortes eine DRECKSAU. Selten war ein Polizeibeamter in einem Film so durchtrieben, so bösartig, so manipulativ. Und trotzdem können wir als Zuschauer nicht die Augen von ihm lassen. Warum das so ist, habe ich James McAvoy im Interview gefragt (siehe Video weiter unten).

DRECKSAU ist sicher nicht Jedermanns Sache, dafür ist die Sprache zu vulgär. Wer damit aber umgehen kann, den erwartet einer der besten Filme dieses Jahres. Regisseur Jon S. Baird hat den Roman von Irvine Welsh (Trainspotting) nahezu perfekt umgesetzt. Die Charaktere sind mit James McAvoy, Jamie Bell, Imogen Poots, Eddie Marsan und Jim Broadbent brillant besetzt. Baird sagte dazu, dass ihm einmal von Steven Spielberg geraten wurde, sich intensiv mit dem Casting zu beschäftigen, denn mit den richtigen Schauspielern habe man bereits 80% des Filmes im Kasten.

Auch der Dreh des Filmes glich einer Europareise. Größtenteils wurde DRECKSAU in Glasgow und Edinburgh in Schottland gedreht, Teile aber auch in Belgien, Schweden und sogar in Hamburg. In unserer Stadt wurde der Film dann auch abgeschlossen, wie mir James MacAvoy mitteilte.

Jon S. Baird hat bereits angekündigt, den inoffiziellen Nachfolger „Crime“ von Irvine Welsh ebenfalls verfilmen zu wollen, allerdings erst in ein paar Jahren. Darin geht es um Jamie Bells Charakter, und dieser muss dafür nach Bairds Aussage erst ein wenig älter werden…

In Schottland hat FILTH, wie der Film im Original heißt, bereits einen fulminanten Start hingelegt ($400.000 auf 38 Leinwänden) und übertrifft damit sogar Danny Boyles Trainspotting ($153.000). Es steht außer Frage, dass der Film im restlichen Europa seinen Siegeszug weiterführen wird.

DRECKSAU sollte man sich aber in jedem Fall im englischen Original anschauen, denn der unfassbare schottische Akzent ist schlichtweg grandios. Für mich ist DRECKSAU bereits jetzt einer der Filme des Jahres.

Interviews

Ich habe James McAvoy und den Regisseur Jon S. Baird am 4. Oktober 2013 in Hamburg getroffen, und mit Ihnen über den Film, schottische Akzente und den 3D-Wahn gesprochen. Die Interviews sind mit entsprechenden deutschen Untertiteln versehen.

Trailer

FSK noch unbekannt

Originaltitel

Filth (Großbritannien 2013)

Länge

94 Minuten

Genre

Drama / Komödie

Regie

Jon S. Baird

Drehbuch

Jon S. Baird, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Irvine Welsh

Darsteller

James McAvoy, Jamie Bell, Eddie Marsan, Jim Broadbent, Gary Lewis, Joanne Froggatt, Imogen Poots, Shauna Macdonald, John Sessions, Brian McCardie, Emun Elliott, Shirley Henderson

Verleih

Ascot Elite Filmverleih GmbH

Filmwebsite

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