Der Film der Woche

Die Tänzerin

03.11.2016

Niemand hätte ahnen können, dass Loïe Fuller (Soko), die Tochter eines Rodeoreiters irgendwo aus dem amerikanischen Westen, zum Star der Belle Epoque in Europa werden würde. Unter Metern von Seide, die Arme verlängert durch Holzstäbe, erfand sie ihren Körper auf der Bühne jeden Abend neu und verzauberte das Publikum mit ihrem revolutionären Tanzstil. Mit ihrem magischen Serpentinentanz aus Stoff und Licht wird sie zum neuen Stern am Pariser Nachthimmel und im Folies Bergère gefeiert, wie keine zweite Künstlerin ihrer Zeit. 

Ihr schonungsloser Köpereinsatz und das blendende Licht der Bühne schwächen sie zunehmend, doch vom Perfektionismus getrieben, gibt Loïe nicht auf. Unterstützung findet sie in ihren Bewunderern. Der melancholische Adlige Louis Dorsay (Gaspard Ulliel) fasziniert sie und wird zu ihrem Seelenverwandten. Die sanfte Gabrielle (Mélanie Thierry) erdet und umsorgt sie. Die junge, grazile Tänzerin Isadora Duncan (Lily-Rose Depp) beflügelt sie, aber bringt sie auch fast um ihren Verstand.

Am Ende muss Loïe ihren Weg alleine gehen, um ihren persönlichen Traum zu leben: das Publikum der Pariser Oper mit ihrem Tanz zu betören. Ein außergewöhnliches Schicksal, ein einzigartiges Leben, eine Frau, die ihrer Zeit voraus war!

Kritik

Obwohl Loïe Fuller die berühmteste Tänzerin ihrer Zeit war, ist sie heute so gut wie vergessen. Um so besser, dass Stéphanie Di Giusto ihr jetzt mit DIE TÄNZERIN ein eindrucksvolles Denkmal setzt.

Sie war die Pionierin des modernen Tanzes, wurde wie ein Popstar verehrt und wie eine Königin hofiert. Trotzdem dürfte heute niemandem der Name Loïe Fuller etwas sagen. Di Giustos Film ist dabei im Prinzip ein klassisches Biopic, angereichert mit wunderschönen Tanzszenen. Gerade die Inszenierung hebt DIE TÄNZERIN weit über das übliche Mass hinweg. Die Regisseurin findet dafür nahezu perfekte Bilder. Wenn der erste Tanz in einem weißen Kleid komplett vor einem schwarzen Hintergrund stattfindet mit eindrucksvollem Licht-Setting stattfindet, dann ist man als Zuschauer schlichtweg sprachlos.

Je weiter der Film fortschreitet, desto klarer wird, welche körperlichen Strapazen Fuller für ihre Performances auf sich nahm. Stéphanie Sokolinski, die sich selbst nur Soko nennt, ist dafür die perfekte Besetzung. Sie spielt ihre Rolle mit einer solchen Hingabe, dass man als Zuschauer jeden Schmerz und jeden Erfolg gemeinsam mit ihr durchlebt. Was für ein wunderbarer Film!

 

Trailer

ab12

Originaltitel

La Danseuse (Frankreich / Belgien 2016)

Länge

112 Minuten

Genre

Drama / Biographie

Regie

Stéphanie Di Giusto

Drehbuch

Stéphanie Di Giusto, Sarah Thibau, Thomas Bidegain, Frei nach dem Roman "Loïe Fuller, danseuse de la Belle Epoque" von Giovanni Lista

Darsteller

Soko, Gaspard Ulliel, Lily-Rose Depp, Mélanie Thierry, François Damiens, Lois-Do de Lencquesaing, Amanda Plummer, Denis Ménochet

Verleih

Prokino Filmverleih GmbH

Filmwebsite

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