In den Sümpfen von North Carolina spielt die Geschichte einer jungen Frau, die plötzlich eines Mordes bezichtigt wird. Mit DER GESANG DER FLUSSKREBSE bringt Regisseurin Olivia Newman jetzt den Bestseller von Delia Owens auf die große Leinwand…
Als junges Mädchen wird Kya (Daisy Edgar-Jones) von ihren Eltern verlassen. Fortan zieht sie sich in den Sümpfen von North Carolina alleine groß und entwickelt sich zu einer scharfsinnigen und zähen jungen Frau. Die Bevölkerung des nahegelegenen Örtchens Barkley Cove hingegen kennt sie nur als das „Marschmädchen“, inklusive aller Gerüchte, die sie umgeben. Als sich Kya zu zwei jungen Männern aus der Stadt hingezogen fühlt, eröffnet sich für sie eine vollkommen neue Welt. Doch als einer von ihnen tot aufgefunden wird, sieht die Gemeinde in Kya sofort die Hauptverdächtige. Im Laufe des Falles wird immer mysteriöser, was wirklich passiert ist – nur der Anwalt Rom Milton (David Strathaim) versucht, Kya vor einer Gefängnisstrafe zu bewahren…
DER GESANG DER FLUSSKREBSE offenbart ein altes Problem der Literaturverfilmung: Wie reagieren die Leser des Romans, wenn die ihnen so vertraute Geschichte auf der Leinwand anders erzählt wird? Meist mit Unmut, wie es auch hier der Fall ist. Aber eine literaturgetreue Umsetzung ist meist aufgrund des Umfangs gar nicht möglich, es sei denn, wir lassen uns auf immens lange Laufzeiten oder gar Mehrteiler ein. Den Weg, den Olivia Newman hier gewählt hat, halte ich persönlich für den richtigen. Während im Buch die Hintergründe des Mordes haarklein im Laufe der Geschichte analysiert werden, wartet Newman mit der Auflösung im wahrsten Sinne des Wortes bis zur letzten Sekunde. Dadurch ist es ihr gelungen, den Mittelteil extrem zu straffen, ohne dass man das Gefühl hat, es würde etwas fehlen. Chapeau!
Der Film wird getragen von der eindrucksvollen Performance von Daisy Edgar-Jones, der es perfekt gelingt, die innere Psyche ihrer Figur nach außen zu tragen. Sie trägt die Verletzlichkeit ihrer Figur Kya wie ein Kleid, das sie immer dann, wenn es nötig scheint, von sich streift. Im Laufe der 126 Minuten bekommen wir als Zuschauer ein gutes Gefühl dafür, was es bedeutet, in den Schuhen dieser jungen Frau zu gehen.
Auch die Marschlandschaft von North Carolina fängt Newman mit ihrer bemerkenswerten Kamerafrau Polly Morgan wunderbar ein. Viele der Einstellungen würde ich mir ohne zu zögern als Bild an die Wand hängen. Morgan gelingt es, die Schönheit der Natur einzufangen, ohne dabei die Gefahren, die in ihr lauern, auszublenden.
DER GESANG DER FLUSSKREBSE mag vielleicht nicht jeden Leser des Romans von Delia Owens überzeugen. In Bezug auf die Umsetzung kann man dem Film aber wirklich nichts vorwerfen.
Übrigens: Anlässlich des Kinostarts von DER GESANG DER FLUSSKREBSE ist am 25. Juli 2022 eine exklusive Sonderausgabe des Buches erschienen, in der sich Autorin Delia Owens mit einem persönlichen Text an ihre Fans wendet. Erhältlich ist das Buch natürlich in allen Buchhandlungen.
Where the Crawdads Sing (USA 2022)
126 Minuten
Drama
Olivia Newman
Lucy Alibar, nach dem Roman von Delia Owens
Daisy Edgar-Jones, Taylor John Smith, Harris Dickinson, Michael Hyatt, Sterling Macer Jr., David Strathairn
Warner Bros. Entertainment GmbH