Wie schnell sich ein Leben ändern kann, zeigt die Regisseurin Lisa Azuelos in ihrem wunderschönen Film DAS ZIMMER DER WUNDER und umschifft dabei geschickt nahezu alle Klischees…
Sie war nur kurz abgelenkt, doch diese kleine Unachtsamkeit verändert das Leben von Thelma (Alexandra Lamy) von einer Sekunde auf die andere, als ihr Sohn Louis (Hugo Questel) auf dem Skateboard von einem Auto angefahren wird. Die Ärzte machen ihr wenig Hoffnung, doch Thelma ist wild entschlossen, das Leben ihres Sohne zu retten. In ihrer Trauer findet sie in seinem Zimmer ein Tagebuch, in das Louis alles geschrieben hat, was er noch erleben will. „Dinge, die man vor dem Ende der Welt tun sollte“ bringt Thelma auf eine Idee: Fortan verwirklicht sie alle diese Träume für ihn und hofft, dass er wieder aus dem Koma aufwacht, wenn Sie ihm im Anschluss davon erzählt. So bricht sie auf eine unglaubliche Reise quer durch die Welt auf, die völlig unerwartet auch ihrem eigenen Leben einen neuen Sinn schenkt.
Ich durfte DAS ZIMMER DER WUNDER bereits vor knapp einem Jahr beim Filmfest Emden-Norderney sehen und seitdem lässt mich die Geschichte nicht mehr los. Umso schöner, dass der Film jetzt mit SquareOne einen Verleih gefunden hat, der ihn in unsere Kinos bringt.
Das Besondere an DAS ZIMMER DER WUNDER ist nämlich, dass sich die Geschichte zwar auf den ersten Blick recht kitschig anhört, es Lisa Azuelos aber im Laufe des Films immer wieder gelingt, die Sentimentalität geschickt zu umschiffen. Hier wird nicht extra auf die Tränendrüse gedrückt, sondern ein Weg gezeigt, mit Trauer umzugehen. Dazu findet sie mit ihrem Kameramann Guillaume Schiffmann wunderschöne Bilder, die die Besonderheit der Story elegant unterstreichen.
Auch das Ende, das ich hier natürlich nicht einmal ansatzweise verraten möchte, inszeniert Azuelos für meine Begriffe perfekt. Ich hatte zeitweise eine Befürchtung, worauf die Geschichte hinauslaufen würde. Dann sah es kurz so aus, als würden sich meine Befürchtungen bewahrheiten, bis der Film dann doch noch (erneut) den richtigen Weg einschlägt. Allerdings muss man am Ende schon gut aufpassen, um zu verstehen, was real ist und was sich lediglich in der Fantasie abspielt. Also Augen auf!
Und so hielt DAS ZIMMER DER WUNDER auch einer Zweitsichtung perfekt stand und entpuppt sich als vielleicht einer der schönsten Filme des Jahres. Bravo!
La chambre des merveilles (Frankreich 2023)
99 Minuten
Drama
Lisa Azuelos
Juliette Sales, Fabian Suarez, nach dem Bestseller-Roman „La Chambre des merveilles“ von Julien Sandrel
Alexandra Lamy, Muriel Robin, Hugo Questel, Xavier Lacaille, Martine Schambacher, Hiroki Hasegawa, Marcel Gitard, Rafi Pitts, Clara Caneshe
SquareOne Entertainment GmbH